No more Mittelmaß

Trotz des Punktgewinns in Dortmund rätselt Arminia Bielefeld über die Zukunft von Trainer Uwe Rapolder

DORTMUND taz ■ Lange Minuten nach dem Schlusspfiff, die Spieler von Arminia Bielefeld waren schon auf dem Weg in die Kabine, machte sich Uwe Rapolder noch einmal auf den Weg. Allein posierte der Trainer der Ostwestfalen vor der Fankurve und ließ sich feiern. Rapolders Geste war nicht dem Spiel geschuldet: Zwar hatten seine Arminen durch ein Tor des eingewechselten Isaac Boakye kurz vor Schluss noch ein 1:1 bei Borussia Dortmund erreicht – wichtiger jedoch war es für Rapolder, den Wortsalat zu erklären, den er vor dem Anpfiff angerichtet hatte.

Er wolle zu einem Verein, „bei dem wirklich etwas zu bewegen ist“, der vor 50.000 Zuschauern spielt, hatte Rapolder am Spieltag in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau verkündet. Und weil Rapolder schon seit längerem über die Sparpolitik seines Vereins mosert und auch einen Wechsel zum 1. FC Köln nach Saisonende nicht ausschließen mochte, musste sich der Trainer phrasenreich rechtfertigen. „Es tut mir leid, dass über mich gesprochen wird. Ich bereite meinen Abschied nicht vor“, beteuerte Rapolder. Sein Vertrag laufe bis 2007, es sei zudem „nicht sein Stil“, sich bei anderen Vereinen ins Gespräch zu bringen. „Kein Blatt Papier“ gehe zwischen ihn und die Geschäftsführung, versprach er.

Zumindest ein bisschen gelogen hat Rapolder schon. Der Trainer ist ein ehrgeiziger Mann, und dass der kleine Club Bielefeld zur kommenden Saison die Stammspieler Skela, Owomoyela und Lense abgibt, ist ihm mehr als sauer aufgestoßen. Gehen lassen wird ihn Vereinspräsident Hans-Hermann Schwick wohl nicht: Rapolder hat aus der Arminia ein Bundesliga-Durchschnittsteam gemacht, mit nun 36 Punkten ist der Klassenerhalt schon fünf Spieltage vor Saisonende so gut wie sicher – für die traditionelle Fahrstuhlmannschaft ein beachtlicher Erfolg.

Mit Mittelmaß muss sich auch Borussia Dortmund zufrieden geben, da helfen auch Finanzspritzen dubioser türkischer Investoren nicht. Nur eine gute Halbzeit zeigte der BVB vor 80.000 Zuschauern gegen brave Bielefelder. Mehr als das schön herausgespielte 1:0 durch Jan Koller sprang nicht heraus. Bis zum kollektiven Tiefschlaf der Borussen-Abwehr beim Ausgleichskopfball von Boakye blieb deshalb der Auftritt eines Flitzers zeitweise der größte Aufreger, der rotbeschuht auf das Spielfeld stürmte.

„Wir haben den UEFA-Cup noch nicht abgeschrieben“, gab Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc nach dem Spiel zwar noch als Durchhalteparole aus – doch selbst seine UI-Cup-Tauglichkeit muss der trotz guter Rückrunde wackelige BVB noch beweisen. Bessere Chancen auf das internationale Geschäft haben da die Bielefelder: Am Mittwoch kommt der FC Bayern zum Pokalhalbfinale. Schlägt die Arminia den designierten Meister wie beim 3:1 in der Bundesliga erneut, wird sich auch das Thema Rapolder schnell erledigt haben. KLAUS JANSEN