Die Eisbären sind auf Meisterkurs

Die Eisbären Berlin führen in der Finalserie deutlich mit 2:0 gegen Adler Mannheim. Schon morgen könnten der einstige DDR-Rekordmeister aus Hohenschönhausen vor eigenem Publikum erstmals gesamtdeutscher Eishockey-Meister werden

VON MARCUS VOGT

Uwe Schumann starrte am Freitag entsetzt auf das Mikrofon. Der Hallensprecher der Eisbären rüttelte daran, aber für fünf Minuten kam kein Mucks aus den Boxen. Und dabei gab es Mitte des zweiten Drittels zwei Eisbären-Tore im mit 4.695 Zuschauern ausverkauften Wellblechpalast zu verkünden: Stürmer Denis Pederson hatte in den Minuten 33 und 37 getroffen und damit den EHC im ersten Spiel der Finalserie in Front gebracht. Die fast schon verloren geglaubte Partie war damit gedreht. Am Ende lagen die Hohenschönhausener mit 5:3 vorn.

Bereits nach acht Minuten führte der vierfache DEL-Titelträger Adler Mannheim mit 2:0. Die nervösen Eisbären brachten wenig zustande, und so mancher Beobachter rechnete mit der üblichen Heimniederlage, die sich der EHC in allen bisherigen Play-off-Serien gegen die Adler in der ersten Partie eingefangen hatte.

Dass es diesmal anders kam, zeichnete sich nach rund einer Viertelstunde ab. „Wir haben dann besser gespielt“, meinte Eisbären-Stürmer Stefan Ustorf. Das ist nur zum Teil richtig, denn die Gäste hatten, mit dem scheinbar komfortablen Vorsprung im Rücken, einen Gang zurückgeschaltet. Die Adler hatten ein Kräfte raubendes Halbfinalspiel mehr auf dem Buckel als die Hausherren.

Referee Roland Aumüller übersah zudem diverse Fouls der Eisbären Erik Cole und Shawn Heins, worauf die Adler ruppig agierten und sich prompt entscheidende Strafzeiten einfingen. Durch einen fiesen Stockendstich gegen Mark Beaufait etwa beendete Ullmann vorzeitig seinen Arbeitseinsatz, kurz darauf markierte Steve Walker das vorentscheidende 4:2 (45.). „Wir haben Mannheim dorthin bekommen, wo wir sie haben wollten“, grinste der EHC-Kapitän, der noch ein weiteres Tor erzielte. Vier Eisbären-Tore fielen in Überzahl, auch der psychologisch wichtige 1:2-Anschlusstreffer kurz vor Ende des ersten Drittels durch Beaufait (19.). „Wenn wir eine Chance haben wollen, müssen wir fünf gegen fünf spielen“, mahnte Mannheims Coach Stéphane Richer mehr Disziplin seiner Mannen an. Doch beim zweiten Spiel am Sonntag vergaßen die Adler diese Vorgabe. Zwei Überzahlspiele nutzten Pederson (7.) und Heins (52.), während Walker (32.) zwei Sekunden nach Ablauf einer zweiminütigen Strafe für Mannheim die Hartgummischeibe im Adlerhorst versenkte. Wichtiger war noch sein sechstes Play-off-Tor, mit dem der EHC-Kapitän 30 Sekunden nach Beginn des Mittelabschnitts die Mannheimer psychologisch ausknockte. Der Endstand von 4:0 spiegelte deutlich das Kräfteverhältnis wider.

„Wir müssen mehr laufen“, hatte in der zweiten Drittelpause Mannheim-Stürmer Fabio Carciola vergebens gefordert. Stattdessen lief alles für den früheren DDR-Rekordmeister Dynamo, der nun schon mit einem Sieg in der dritten Partie morgen im Wellblechpalast erstmals gesamtdeutscher Meister werden kann. Der Stadionsprecher wird sich schon freuen. Sein Mikro funktionierte bereits am Freitag wieder. Er konnte die Pederson-Tore doch noch durchgeben.