Vergebliche Aufholjagd

Im Endspiel um den deutschen Handballpokal duellieren sich im Nordderby die SG Flensburg-Handewitt und der THW Kiel heftig – am Ende gewinnt mit der SG die bessere Mannschaft knapp

„Wenn einer von uns Sieger wird, dann holt er wahrscheinlich auch die Meisterschaft. Der Pokaltriumph gibt ungeheures Selbstbewusstsein.“ Noch am Freitag wunderten sich nicht wenige Beobachter über die großen Worte von Uwe Schwenker. Nach dem Finale um den DHB-Pokal zwischen der SG Flensburg-Handewitt und dem THW Kiel erinnerten sich viele dann wieder an die Sätze, die der Manager des THW Kiel vor dem Final-Four-Turnier in Hamburg geäußert hatte. Die vier Partien des Wochenendes wurden mit großer Verbissenheit gespielt – so als ginge es um mehr als den zweitwichtigsten nationalen Handballtitel. Den holten sich schließlich die Flensburger in einem Finale, in dem erst viel von den Schiedsrichtern gesprochen und dann doch guter Handball gespielt wurde. 33:31 hieß es am Ende für Flensburg.

Es war ein äußerst verbissen geführtes Spiel. Schon nach wenigen Minuten wurde die erste Zweiminutenstrafe gegen einen Kieler angezeigt. Den Höhepunkt der körperlichen Auseinandersetzung bildete in der 20. Minute ein Foul von Christian Zeitz. Die Schiedsrichter verwiesen den Kieler Nationalspieler für den Rest der Begegnung des Feldes, nachdem er seinen Gegenspieler Lars Christiansen im Stile eines Judoka gefällt hatte. Darüber wurde in der Pause heftigst debattiert. Und alle Experten, denen zwischen den Halbzeiten ein Fernsehmikrofon unter die Nase gehalten wurde, bezeichneten die rote Karte als allzu harte Entscheidung. Bundestrainer Heiner Brand hatte ebenso wenig Verständnis für die Entscheidung der Schiedsrichter wie der frühere Weltmeister Erhard Wunderlich. Der Trainer der Kieler, Zvonimir Serdarusic, sah in der Schiedsrichterentscheidung gar die Fortsetzung einer Kampagne, die gegen Zeitz seit der Weltmeisterschaft in den Medien geführt werde. Über Handball als Sport, über das intelligente Tempospiel der Flensburger hingegen wurde erst nach dem Spiel wieder gesprochen.

Zum Beispiel über die Aufholjagd der Kieler Mitte der zweiten Halbzeit. Der THW lag lange Zeit immer mit drei oder vier Toren in Führung, bis innerhalb kurzer Zeit zwei Flensburger für zwei Minuten vom Feld geschickt wurden. Plötzlich, noch bevor die zweite Zeitstrafe abgelaufen war, fiel sogar der Ausgleich und kurz darauf die Führung für die bis dahin klar unterlegenen Kieler. In der Folge entwickelte sich endlich, was sich viele vom ewigen Nordklassiker versprochen hatten: ein gutes Handballspiel.

Doch den Kielern blieb der Sieg am Ende dann doch verwehrt. Ein Fehlwurf Sekunden vor Schluss beendete die Kieler Pokalträume. Und die Flensburger wurden am Ende doch belohnt für ihre Klasseleistung nach der Pause, als sie einmal sogar fünf Tore Vorsprung hatten.

Schon die Halbfinalspiele waren überaus hart und engagiert geführt worden. Dementsprechend eng ging es zu. Die SG Flensburg-Handewitt hatte mit einem Kraftakt die HSG Nordhorn niedergerungen. In einem dramatischen Match bezwang der Cupverteidiger am Samstag die Niedersachsen erst nach Verlängerung mit 38:36 (32:32, 14:13). Kiel hatte zuvor dank einer Steigerung im zweiten Durchgang seinen ersten Saisonsieg gegen Frisch Auf Göppingen gefeiert. Der Bundesliga-Erste kam durch ein glückliches 31:30 (13:15) gegen die Schwaben ins Endspiel. „Es ist ein schönes Gefühl, gegen Göppingen auch gewinnen zu können“, meinte Kiels Trainer Serdarusic. In der Meisterschaft hatte der THW in Göppingen verloren und in der heimischen Ostseehalle nur Remis gespielt.

Durch den Finaleinzug bescherten Flensburg und Kiel dem Final Four die Premiere eines Spiels um Platz drei. Im so genannten kleinen Finale ermittelten Nordhorn und Göppingen den Teilnehmer am Europapokal der Cupsieger, da Flensburg und Kiel als Champions-League-Starter bereits jetzt schon feststehen. Den Platz im internationalen Spielbetrieb sicherte sich die HSG Nordhorn mit einem 35:33-Sieg. Auch dieses Spiel war sehr eng. Die Entscheidung fiel erst im Siebenmeterwerfen.   ARUE