„Tritt in den Hintern“

Warnstreik der Ersatzkassen-Beschäftigten

■ ist Sozialökonom und Fachbereichsleiter Sozialversicherungen bei Ver.di für Hamburg.Foto: privat

taz: Herr Rüther, weshalb wird heute in Hamburg gestreikt?

Michael Rüther: Bei der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) in Hamburg findet die vierte Verhandlungsrunde zum neuen Tarifvertrag der Ersatzkassen statt, der alte lief Ende Mai aus. Wir versuchen vor Ort Druck aufzubauen, selbst aus Nordrhein-Westfalen kommen 15 Busse angereist.

Was ist das Problem bei den Verhandlungen?

Bisher fanden Tarifverhandlungen bei den Krankenkassen ohne große Konflikte statt. Aber unsere Forderung nach 6,9 Prozent mehr Lohn für die 30.000 Beschäftigten der Ersatzkassen wurde vehement zurückgewiesen. Die neue politische Situation durch den Gesundheitsfonds ließe keine Gehaltserhöhungen zu, heißt es zur Begründung.

Aber?

Es kann ja nicht sein, dass die Beschäftigten die Zeche für die Politik zahlen müssen. Die Leute machen wirklich viel, sie versuchen die unsägliche Politik so gut es geht umzusetzen und haben bereits in den letzten Jahren auf Gehalt verzichtet. Dafür kriegen sie jetzt auch noch einen Tritt in den Hintern.

Erreiche ich meine Krankenkasse heute überhaupt?

Ja. Es geht ja nicht darum, Geschäftsstellen lahmzulegen, das ist nicht der Punkt. Die Streiktaktik für heute ist, am Verhandlungsort Druck auszuüben. Wenn das nichts hilft kann eine weitere Eskalationsstufe aber auch nicht ausgeschlossen werden. INTERVIEW: JANNIS FRECH

Kundgebung: 12 Uhr, vor der DAK-Zentrale, Nagelsweg 27