Referendare rausgeschmissen

LEHRERMANGEL Drei Monate nach Dienstantritt müssen zehn ReferendarInnen ihre Ausbildung beenden. Sie hatten ihre Einstellung eingeklagt

„Die Behörde lässt die Kollegen bluten, ungeachtet der persönlichen Härten.“

Christian Gloede, GEW

Zehn Referendare, die am 1. November ihren Vorbereitungsdienst angetreteten hatten, wurden gestern aus dem Schuldienst entfernt. Vorangegangen war ein Urteil des Oberverwaltungsgericht. Die Richter hatten am Freitag einer Beschwerde des Bildungsressorts entsprochen.

Die zehn Lehramts-Anwärterinnen hatten sich im Herbst vorläufig in den Schuldienst eingeklagt. Das Verwaltungsgericht hatte das Bildungsressort damals verpflichtet, die zehn zum Vorbereitungsdienst zuzulassen.

Normalerweise stellt die Schulbehörde vier mal im Jahr neue ReferendarInnen ein. Den regulären November-Termin hatte Schulsenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) aber 2011 einmalig ausfallen lassen. Die Gesamtzahl der budgetierten Ausbildungsplätze für 2011 – 530 an der Zahl – seien ausgeschöpft gewesen, hieß es.

Die Referendare fochten das Einstellungs-Moratorium an. Einen Vergleich, sie im Februar sicher einzustellen, hatte die Behörde zuvor abgelehnt. Die GEW sagte damals, sie habe die Klage auch wegen des „feudalen Gestus“ von Jürgens-Pieper unterstützt. Das Verwaltungsgerichts entschied, dass für die zehn noch Plätze zur Verfügung stehen müssen.

Das sah das Oberverwaltungsgericht nun anders: Das Budget für 2011 sei „unstreitig überschritten worden“, so die Richter. Demnach sei die Behörde zu Unrecht verpflichtet worden, die zehn einzustellen.

Die GEW protestierte am Dienstag heftig gegen die Entscheidung der Schulbehörde. Besonders problematisch sei, dass die vorsorglichen Bewerbungen der für den 1. Februar von der Behörde nicht berücksichtigt wurden. Damit seien sie gegenüber anderen Bewerbern zurückgesetzt, so die GEW. Christian Gloede meinte, an den Schulen sei nun Unterrichtsausfall die Folge. Jürgens-Pieper solle ihre Entscheidung dringend überdenken und „Größe zeigen“.

Die zehn wurden aus dem Schuldienst entfernt, obwohl sie sich bereits seit fast drei Monaten in der Ausbildung befinden. Sie müssen sich nun erneut für den Dienst bewerben, der nächste mögliche Einstellungstermin ist der 1. Mai.

Jürgens-Pieper kündigte gestern an, den zehn Wartezeiten so anzurechnen, als seien sie im November und bei der jetzt abgelaufenen Frist für Februar regulär leer ausgegangen. Außerdem sollen ihnen die drei bereits abgeleisteten Monate angerechnet werden.

Doch ob die angehenden LehrerInnen im Mai weiter machen können ist überaus fraglich – die Nachfrage nach Referendariatsplätzen ist grundsätzlich höher als das Angebot. Zudem müssen die Schulen jetzt neue Anwärter anlernen – es ist kaum davon auszugehen, dass die zehn nach einer erfolgreichen Bewerbungsrunde wieder an ihre bisherigen Schulen zurück können.