ACHTUNG, SPORTSMANN!
: Steffen macht Ernst

In „Steffens“ Augen begann es zu lodern

„Steffen“ wurde ärgerlich. Er saß schon eine geraume Zeit neben uns, am Tresen des Nemo. Er heiße nicht „Steffen“, sondern Stefan, erklärte er mir selbstbewusst. Er sei Sportlehrer und wenn wir nicht aufhören würden, ihn „Steffen“ zu nennen, dann müsse man die Sache vor der Tür klären.

„Steffen“ war groß und stark, und so bot ich ihm an, unser Problem bei einer Runde Billard zu bereinigen. Nun könnte man einwenden, dass man ein siamesisches Zwillingspärchen auch nicht zum Sackhüpfen herausfordert, doch niemand konnte ahnen, dass „Steffen“ seinen Beruf so ernst nimmt. Er gewann sämtliche Partien haushoch, und seine nächsten Bananenweizen gingen auf meine Rechnung. Schließlich nahm meine Frustration überhand, und ich ließ mich sogar auf ein schon optisch bereits entschiedenes Duell im Armdrücken mit dem Hünen ein. Über diesen Teil möchte ich weiter nicht sprechen. Entnervt machte ich mich auf den Weg zum Tresen, um mich nach weiteren Spielmöglichkeiten zu erkundigen. Ein Schachbrett war nicht vorhanden.

Ich brachte meinem Gegner das vierte Bananenweizen. „Schade, dass es kein Schachbrett gibt. Ich bin Russe und wurde von meinem Vater seit frühester Kindheit trainiert. Mit sieben Jahren habe ich mein erstes Turnier gewonnen. Da hätte ich dich endlich mal besiegen können!“, log ich ihm vor. In „Steffens“ Augen begann es zu lodern. Er spielt natürlich in einer Schachliga und kann ein Duell kaum erwarten. Er lädt mich sogar zu einem Treffen seines Vereins ein. Doch ich lächle nur gönnerhaft und erkläre ihm, dass er mich gerne anrufen könne, damit ich blind gegen ihn und seine Freunde am Telefon spiele. Viele Stunden später laufe ich einsam am Blabla vorbei. Die Tür springt auf, ein mit einem Schachbrett wedelnder „Steffen“ tritt heraus, und ich gebe Fersengeld.

JURI STERNBURG