Die Kämpferin

Und dann war da plötzlich die andere. Doris Schröder-Köpf, die Sigrid Leuschner, der langjährigen niedersächsischen SPD-Abgeordneten, den Platz streitig machen will – und die langsam, aber sicher aufholt: Mit 22 zu 22 Stimmen hat Schröder-Köpf am Dienstag in der zweiten von insgesamt fünf Ortsvereins-Vorwahlen für die Landtagskandidatur 2013 schon deutlich besser abgeschnitten als bei der ersten (38: 34).

Sigrid Leuschner sieht das zwar gelassen – offiziell. Inoffiziell ist sie schon beunruhigt. Denn für die 60-Jährige zählt sie noch, die Kärrnerarbeit, das Plakatkleben, die nächtlichen, oft öden Parteisitzungen. Leuschner sei, sagen Mitstreiter, überall – auf dem Markt, auf Ehrungen und Empfängen. Sie erledigt im Wortsinn Basisarbeit. Das hat sie schon immer getan, genau genommen seit ihrem 18. Lebensjahr, als sie in die Partei eintrat und sich über Ausschuss-Vorsitze in den Landtag hocharbeitete. Dort sitzt sie seit 1994, und der Kampf gegen Rechtsextremismus ist eins ihrer wichtigsten Themen. Der muss, sagt sie, auf allen Ebenen der Gesellschaft angegangen werden.

Und jetzt wird sie plötzlich selbst angegangen, angezweifelt in ihrem bis dato unumstrittenen Mandat – von einer, die nicht halb so viel Engagement und Herzblut investiert hat, dafür aber die Frau von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ist. Zu allem Überfluss hat Leuschner sehr kurzfristig von der Gegenkandidatin erfahren. Da war sie schon ein bisschen „überrascht“, und das Argument, dass auch mal Jüngere ran sollen, lässt sie nicht gelten. Angesichts des demographischen Wandels müssten vielmehr „auch Lebensältere“ im Landtag sitzen, sagt sie.

Und wenn man bedenkt, dass ausgerechnet der Gatte ihrer Konkurrentin unter anderem die Rente mit 67 beschloss, es den Älteren also schwerer machte: Dann ist es fast schon wieder logisch, dass Leuschner der Vortritt gebührt. Vor der Zeit aufgeben wird die Germanistin und Politologin, die einst Lehrerin werden wollte, jedenfalls nicht. PS