HIER IST BERLIN

OBST TO GO

GEMÜSEHÄNDLER NEBENAN

Nur Besserverdienenden, Kindern und für Privatsender tätigen FernsehmoderatorInnen fliegt Obst gewaschen und klein geschnitten in den Mund wie anderen Leuten sonst nur die gebratenen Tauben. Das war immer so, und jetzt ist es ganz anders: Die Berliner Obst- und Gemüseläden sind endlich auf den Dreh gekommen und bieten verstärkt mundgerecht vorbereitetes Obst zum Unterwegsessen an. Eine Klarsicht-Dose mit frischen Ananas-Stücken und halbierten Erdbeeren für 1 Euro 50 – ein extrem niedrigschwelliges Vitamin- und Ballaststoffangebot, mit dem sonst nur leicht von ihrer biologischen Umverpackung zu befreiende Bananen und Mandarinen mithalten können. Die Preise halten sich im Gegensatz zu vergleichbaren Angeboten bei Edel-Coffee-Bars und McDonald’s in Grenzen, so ist jedem gedient: Die Händler können grenzwertiges Obst „bearbeiten“ und doch noch unter die Leute bringen, die Leute bekommen Vitamine. Oder hat etwa jemand Lust, seine Erdbeeren in der nächsten Wall-Toilette unter den Wasserhahn zu halten?

*

VERDAMMTE GEGENWART.

Karl-Marx-Straße. Neukölln. Kasse der Esso-Tankstelle am Hermannplatz.

Kunde: „ … und dann noch einen Tabak, Van Nelle, OCB-Papiere, ZigZag-Filter und … sind die DVDs hier im Angebot? Dann nehme ich noch einmal ‚Der Untergang‘, bitte.“

Tankwart: „Aber heute Abend ist doch Fußball! Bayern gegen Chelsea!“

Kunde: „Eben.“