berliner szenen Love is a Bedingfield

Ein neues Popsternchen

„Wer sagt denn, dass hier ausverkauft ist?“ Die Frau am Einlass ist irritiert, als ich sie kurzerhand nach der Besucherzahl frage. Auch ich bin es: Bin ich doch an diesem Abend gekommen, um nach dem neuen Stern am Pop-Himmel zu schauen, der einer der großen britischen Entdeckungen des letzten Jahres war. Da er nun über dem Berliner Nachtleben aufgehen soll, erwartete man als notorischer Viva- und MTV-Konsument ein ausverkauftes Kesselhaus, zumal die Online-Ticketkasse von Eventim für dieses herausragende Event keine Tickets mehr angeboten hatte. Da schien es auch erklärlich, dass eigentlich nirgendwo und schon gar nicht in der Kulturbrauerei auch nur ein einziges Plakat des bevorstehenden Konzertes zu finden war. Und dass, wo doch ein neuer „Superstar“ kommen sollte, laut Plattenfirma mindestens eine Mischung aus Nelly Furtado, Gwen Stefani, Pink und Christina Aguilera!

Tatsächlich klingen an diesem Abend manche Songarrangements verdächtig nach bekannten Produktionen. Auch Robbie Williams („Silent Movie“) lässt grüßen, aber das ist ja nun nicht die schlechteste Visitenkarte der erstaunlich professionellen und souveränen 22-Jährigen, deren Frohsinn diese Stadt durchaus brauchen könnte.

Doch was macht Berlin? Es begrüßt den kommenden Weltstar mit einem halb leeren Saal. Das ist, wenn man so will, Bedingfield unter erschwerten Bedingungen. Aber sie löst dieses Dilemma bravourös, das jugendliche und vor allem weibliche Publikum ist ganz begeistert, und tatsächlich denkt man als schon etwas reiferer Rezensent unwillkürlich an Blondie und Madonna. Nur der Name scheint sich dieser Trias noch zu verweigern. Frei nach Pat Benatar: She is young– love is a Bedingfield! CHRISTIAN DORN