Der Prenzlauer Berg ist zu schick für ein Kultur-Labor

EXPERIMENT Das Guggenheim-Lab wollte in den Pfefferberg ziehen – jetzt geht es nach Kreuzberg

VON SEBASTIAN PUSCHNER

Ein bayerischer Autobauer und eine alte Bierbrauerei in Prenzlauer Berg – das klang nach einer schönen Symbiose. Doch jetzt zieht das maßgeblich von BMW gesponserte und deshalb so betitelte Kulturprojekt „BMW Guggenheim Lab“ nicht wie geplant auf das Pfefferberg-Gelände der ehemaligen Brauerei an der Schönhauser Allee, sondern nach Kreuzberg.

Architekten, Künstler, Wissenschaftler und Aktivisten lädt das New Yorker Guggenheim Museum in sein durch die Welt ziehendes Labor, um dort in Debatten und Workshops Ideen städtischen Zusammenlebens auszutauschen. Im August startete das Experiment in Manhattan und zählte nach eigenen Angaben 56.000 Besucher in zehn Wochen. Bevor es Ende 2012 nach Mumbai weiterzieht, gastiert das Lab nun zwischen 24. Mai und 29. Juli in Berlin – und zwar auf der riesigen Brachfläche zwischen Schlesischer Straße und Cuvrystraße in Kreuzberg, nahe der Oberbaumbrücke. Dort, wo sich der Streetart-Künstler BLU auf einer riesigen Hauswand mit seinen an Armbanduhren geketteten Riesen verewigt hat. Diesen Ort habe das Projektteam bei einem Besuch in Berlin als geeigneter für die Begegnung mit lokalen Akteuren befunden als den Pfefferberg, sagte ein Sprecher der BMW-Kulturförderung der taz. „Das Ganze soll kein Ufo, sondern ein Bienenstock sein, mit viel Kommen und Gehen.“ Die Gegend rund um die Schönhauser Allee erschien den Machern dafür wohl zu saturiert, zu glatt – und Kreuzberg, wo der Kampf um die Nutzung der verbleibenden Mediaspree-Flächen tobt, attraktiver.

Der Geschäftsführer der Pfefferberg Entwicklungs GmbH, Andreas Kranhold, ist darüber zwar „traurig“, denn zum Teil hätten die im Pfefferberg tätigen Galeristen bereits ihr Programm auf das Guggenheim-Lab ausgerichtet. Doch sogar er signalisiert, verstanden zu haben, wo die Stadt gegenwärtig noch aufregend ist: „Schön, dass dieses großartige Projekt was Gutes für sich gefunden hat.“