UNTERM STRICH

„In jeder New Yorker U-Bahn sitzt irgendwo eine schwarze Frau, die E. Lynn Harris liest“, hat der US-amerikanische Autor Keith Boykin einmal beobachtet. Wie gestern bekannt wurde ist Harris, Pionier der homosexuellen afroamerikanischen Literatur, am Donnerstag auf einer Geschäftsreise in Los Angeles überraschend gestorben – im Alter von nur 54 Jahren. Seine erste Erzählung, „Invisible Life“ (1991), eröffnete den Kosmos für seine späteren Bücher: das bis dahin weitgehend unbekannte Milieu wohlhabender afroamerikanischer Männer, die zwischen ihrer Homosexualität und der Community eine Doppelidentität leben. Harris war wohl das, was sich Europäer unter einem American writer vorstellen: Ehemals Computerexperte bei IBM, verkaufte Harris sein literarisches Coming-out noch selbst von der Ladefläche seines Wagens aus; alle zehn folgenden Erzählungen schafften es mühelos in die Bestsellerlisten der New York Times, darunter seine Memoiren „What Becomes of the Brokenhearted“ (2004).

Pina Bausch hatte im Frühjahr 2009 zusammen mit Wim Wenders ein Filmprojekt begonnen, das die Arbeit des Wuppertaler Tanztheaters auf die Leinwand bringen sollte. Ihr plötzlicher Tod Ende Juni hat diese Pläne zunichte gemacht; jetzt hat Wenders bekannt gegeben, den Film trotzdem zu machen, wenngleich mit verändertem Konzept: „Die Chance und das Privileg, die noch von Pina Bausch selbst einstudierten Stücke in 3  D gültig festzuhalten, wollen und dürfen wir nicht verstreichen lassen“, schreibt Wenders in einer Presseerklärung. „Noch liegt ihr liebevoller und kritischer Blick ganz frisch auf all diesen Arbeiten.“ Ein cinematografisches Denkmal für die Choreografin des Flüchtigen – das dürfte selbst für Wenders eine Herausforderung sein.

Die ihn faszinierende Welt der Gaukler, Clowns und Artisten schlug sich in seinem künstlerischen Werk ebenso nieder wie Szenen vom Hamburger Hafen; nun ist der Hamburger Maler Peter Grochmann im Alter von 53 Jahren nach langer Krankheit gestorben. In seinen Künstlerporträts und Kiezansichten suchte er den Zauber im scheinbar Alltäglichen.