Chips machen Kinder satt

BETREUUNG Kita-Verbände und Senat unterzeichnen Vertrag für Hort-Reform. 100 Millionen Euro für Schulkantinen. Essenspreise werden sozial gestaffelt

Bisher wird nur ein Drittel der Kinder betreut. Künftig soll es die Hälfte sein

Die umstrittene Hortreform ist unter Dach und Fach. Die Schul- und Sozialbehörden sowie die Jugendhilfe-Verbände unterzeichneten am Freitag im Rathaus den Landesrahmenvertrag „Ganztägige Bildung und Betreuung an Schulen“. Danach sollen durch die Zusammenarbeit von Lehrern, Sozialpädagogen und Erziehern Ganztagsangebote für 10.000 weitere Grundschüler geschaffen werden, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD).

CDU und FDP kritisierten den Vertrag als vage, der für die CDU in der Bürgerschaft sitzende parteilose Abgeordnete Walter Scheuerl nannte ihn sogar „formell rechtswidrig“.

„Der Landesrahmenvertrag macht den Weg frei für ein Modell, das darauf basiert, dass die Schule am Vormittag ergänzt wird durch die Betreuungsangebote der Horte am Nachmittag“, sagte Rabe. Er gehe davon aus, dass das Angebot nun nicht nur besser, sondern auch umfangreicher werde. Derzeit könne nur ein Drittel der Kinder betreut werden. Nachfrage gebe es jedoch für die Hälfte aller Schüler.

Für die Mittagsversorgung der Kinder würden für rund 100 Millionen an allen Schulen Kantinen eingerichtet, sagte der Senator. Die Essenspreise würden zudem erstmals sozial gestaffelt, was jedoch eine Zahlung per Chip-Karte nötig mache und das „Aus“ für die Barzahlung in den Kantinen bedeute. Für Rabe hat diese Lösung weitere Vorteile. Grundschüler müssten nicht mehr mit Bargeld hantieren, die Kantinenkräfte bräuchten nicht mehr umständlich kassieren. Auch sei eine stärkere Teilnahme der Kinder am Mittagessen zu erwarten. „Wer seine 2,40 abgezählt immer mit dabei hat, da bin ich mir nicht so ganz sicher, ob der jedes Mal Essen geht. Aber mit einer Karte in der Hand ist die Sache relativ klar: Mit ihr kann man nichts anderes anfangen.“

Scharfe Kritik kam dagegen von der Opposition. Rechtsanwalt Walter Scheuerl warf Rabe vor, den Landeselternausschuss (LEA) nicht über die Einzelheiten des Vertragsentwurfs informiert und auch nicht angehört zu haben. Der unterzeichnete Vertrag sei damit „formell rechtswidrig“. Rabe wies dies zurück. Vertragsparteien seien die Behörden und die Vertreter der Jugendhilfe, nicht der Landeselternausschuss. Gleichwohl habe es mit dem LEA mehrere Gesprächsrunden gegeben.

Die FDP-Opposition sprach von einem „Aufbruch ins Ungewisse“. Die Diakonie-Vorstandsfrau Gabi Brasch – sie verhandelte mit den Behörden im Namen der Diakonie, Caritas, Arbeiterwohlfahrt, des Deutschen Roten Kreuzes und des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes – sprach von „Neuland“, betonte aber: „Wir müssen alle miteinander jetzt endlich loslegen.“  (dpa)