Einziger Lichtblick

Was Felix Magath kann, kann Ralf Kellermann schon lange: Im Schatten der Männermannschaft des VfL Wolfsburg, deren Trainer und Manager Felix Magath mit sieben Neueinkäufen in der Winterpause für ein neues Wunderwerk der Scheckbuch-Politik im Profifußball gesorgt hat, bedient sich nun auch der Trainer und Manager des Frauenteams ähnlicher Methoden.

Schon im Sommer rüstete Kellermann mit sieben neuen Spielerinnen auf, darunter die Nationalspielerin Lena Goeßling. Nach der Hälfte der Saison steht der VfL weiter hinter den arrivierten Vereinen aus Frankfurt, Potsdam und Duisburg auf Platz vier der Tabelle – und holt zum nächsten Schlag aus.

Mit Alexandra Popp und Luisa Wensing wechseln zur nächsten Saison gleich zwei große Talente vom Ligarivalen FCR Duisburg in die VW-Stadt. „Ich freue mich, dass es gelungen ist, diese beiden Spielerinnen von unserem Konzept in Wolfsburg zu überzeugen“, erklärte Kellermann den Deal in der branchenüblichen Verbrämung. Der Leidtragende des Geschäfts, Duisburgs Chef Thomas Hückels, sprach Klartext: Um die beiden zu halten, sei Duisburg „an die Grenze des Machbaren“ gegangen, dann aber habe Wolfsburg „ein noch attraktiveres Gesamtangebot“ gemacht.

Besonders die Verpflichtung der 20-jährigen Alexandra Popp kann sich für die Wolfsburger Pläne, über kurz oder lang Deutscher Meister zu werden, als gute Investition erweisen. „Poppi“, wie sie von ihren Mitspielerinnen genannt wird, war der einzige Lichtblick während der verkorksten Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land. Mit ihrer frischen, dynamischen Spielweise zeigte die Stürmerin vor großem Publikum, dass sie das Zeug hat, Nachfolgerin der abgetretenen Birgit Prinz als Torjägerin der Nation zu werden.

So sehr sich die Wolfsburger über den jüngsten Coup freuen können, in der Bundesliga sorgt er für Missstimmung. „Sie sollten lieber Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs holen, statt andere Vereine zu schwächen“, sagt Urgestein Bernd Schröder, der als Trainer des Meisters Turbine Potsdam seit langem für Mäßigung und kleine Schritte im Frauenfußball wirbt: „Die kleinen Vereine dürfen nicht zu sehr geschwächt werden, ansonsten wird es zu einseitig.“

Wie auf Bestellung kontert Schröders Intimfeind Siegfried Dietrich, Manager des 1. FFC Frankfurt: „Nach der Heim-WM gab es viele Lippenbekenntnisse, mehr in Frauenfußball zu investieren. Wolfsburg hält sich daran.“ Das Verständnis für den Konkurrenzklub ist wenig verwunderlich – Dietrich hat als erster Magath-Methoden in den Frauenfußball eingeführt.  RLO