Das Gewitter über Opel Bochum

Die taz diskutiert den größten Arbeitskampf im Ruhrgebiet seit mehr als zehn Jahren. Und fragt, ob der Kadett zum Weltkulturerbe erklärt werden muss

VON KLAUS JANSEN

Als die hektisch angereiste Landes- und Bundespolitik im Bochumer Rathaus noch zur Ruhe mahnte, sprachen die Arbeiter in den drei Bochumer Opelwerken bereits davon, „ein paar Straßenbahnen umzuschmeißen“. Fast unmittelbar nachdem die Konzernspitze von General Motors am 14. Oktober den Abbau von 4.000 Arbeitsplätzen bei Opel Bochum angekündigt hatte, ging in den Autowerken der Stadt überhaupt nichts mehr.

Sieben Tage dauerte der als „Informationsveranstaltung“ getarnte wilde Streik der Bochumer Opelaner, zu dem zunächst weder Betriebsrat noch die Gewerkschaft aufgerufen hatten. 20.000 Menschen demonstrierten in der Bochumer Innenstadt, eine Region zeigte Solidarität. Das Ruhrgebiet besann sich auf die alten Geschichten von Arbeitskampf und Arbeiterverrat.

Und heute? Ein halbes Jahr später sind der Abbau von rund 4.000 Jobs und Lohneinbußen beschlossene Sache. Dass der „Zukunftsvertrag“ für den Standort den Abbau ohne betriebsbedingte Kündigungen ermöglicht und die Abfindungen vergleichsweise hoch ausfallen, können die Unterhändler der Arbeitnehmer als Erfolg verbuchen.Die taz nrw, mit ihrem Redaktionssitz in Bochum besonders mit den Ereignissen bei Opel verbunden, führt an diesem Donnerstag Protagonisten des Oktoberstreiks zusammen: Den Betriebsratschef Rainer Einenkel, den Arbeiter Jürgen Rosenthal. Vor allem aber will die taz nrw nach vorne blicken: Wie kann man den Auto-Standort Bochum langfristig sichern? Müssen die Löhne weiter gesenkt werden? Oder gilt es, im internationalen Standortwettbewerb vor allem besser als billiger zu sein? Wird der von Herbert Grönemeyer besungene Opel Kadett gar irgendwann zum Weltkulturerbe erklärt und der Standort in wenigen Jahren dicht gemacht? Fragen, die vielleicht Ferdinand Dudenhöffer beantworten kann, Automarktexperte von der FH Gelsenkirchen. Fragen, die unser Moderator Georg Schulze stellen wird, Betriebsberater bei der Bochumer Firma ISA Consult.

Die taz nrw will auch über Opel hinaus schauen. „Wenn Opel hustet, ist die Region krank“, heißt es im Ruhrgebiet. Doch stimmt das überhaupt? Wie wichtig ist Großindustrie überhaupt für eine Region im Strukturwandel? Diskutieren sie mit unseren Gästen: An diesem Donnerstag, um 19 Uhr, in der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Bochum.