Der Manager des Folk

Der Flensburger Jens-Peter Müller liebt und vermarktet traditionelle Musik aus dem nordischen Raum. Heute beginnt das von ihm geleitete FolkBaltica-Festival, auf dem skandinavische und baltische Künstler ihren Auftritt haben

Auf dem Schreibtisch türmen sich Papierberge, am Boden zig Veranstaltungsplakate. In den Regalen stehen Hunderte CDs. Das Telefon klingelt pausenlos. In der Künstler-Agentur Nordpool in Flensburg steppt der Bär. Mittendrin im Kuddelmuddel sitzt Inhaber Jens-Peter Müller, wischt sich erschöpft über die Stirn. Gleich noch ins Rathaus, Fotos auswählen, Termine abstimmen. Die Vorbereitungen für das Festival „FolkBaltica“ (20. bis 24. April) laufen auf Hochtouren.

„Ich transportiere immer noch Kunst“, beschreibt Müller seine Managertätigkeit als Konzertvermittler. Er ist dabei selbst ein ausgezeichneter Musiker. Mit der Band „Kunterbunt“ heimste der 43-Jährige für zwei Kinderlieder-CDs jeweils den „Deutschen Schallplattenpreis“ ein.

Einen Namen hat sich der Weltmusik-Liebhaber in den vergangenen 20 Jahren als Spezialist für traditionelle Musik aus dem nordischen Raum gemacht. Ein Folkseminar hatte ihn Mitte der 80er Jahre nach Schweden geführt. Müller studierte damals in Göttingen Musik und begeisterte sich sofort für die traditionellen Weisen aus Skandinavien und dem Baltikum. „Texte und Melodien sind einfach echt archaisch“, schwärmt er. Er sorgte dafür, dass die von ihm entdeckten musikalischen Schätze auch hierzulande bekannt wurden. „Die Musik und die Begegnungen haben mich emotional sehr angesprochen. Ich habe mich daher auch sehr emotional eingesetzt.“

Die Szene wurde rasch aufmerksam auf den enthusiastischen Musik-Fan. Auf den Festivals in Norwegen, Finnland und Schweden hieß es: „Da kommt der Deutsche – unser Arm nach Mitteleuropa“, erinnert sich Müller. Als Krönung seines Schaffens sieht er das Festival „FolkBaltica“, dessen Geschäftsführer und künstlerischer Leiter er ist.

Vom heutigen Mittwoch bis zum 24. April trifft sich erstmals die internationale Folk-Musik-Szene in Flensburg und in der Region Sønderjylland-Schleswig, die beide Seiten der deutsch-dänischen Grenze umfasst. Dabei treffen bekannte Interpreten wie die Norwegerin Kari Bremnes und der Schwede Nils Landgren auf hierzulande noch unbekannte Künstler wie Kärt Johanson & Robert Jürjendal aus Estland oder Svøbsk aus Dänemark. Sie präsentieren alle hauptsächlich typische Volksmusik aus ihren Kulturräumen, bis hin zu genreübergreifenden Fusionsprojekten. Müller: „Das Festival soll ein Treffpunkt speziell für traditionelle Musiker aus dem Ostseeraum sein. Darin ist es einmalig in Nordeuropa.“ O. Schechten

FolkBaltica: 20. bis 24. April 2005. Programm, Kontakt und weitere Infos unter: www.folkbaltica.de