Senatorin schwimmt

CDU stellt Dinges-Dierigs Schulschwimmkonzept nach Expertenanhörung in Frage. Eine neue Variante: Kinder sollen sich nur ans Wasser gewöhnen

Wassergewöhnung wäre politisch unbefriedigend, aber ehrlich

von Kaija Kutter

Da sei die Chefetage ja wohl „baden gegangen“, scherzten selbst Mitarbeiter der Bildungsbehörde nach der Schwimm-Expertenanhörung im Schulausschuss. Nicht einmal die von der CDU benannten Experten unterstützten die Idee der Behördenleitung, künftig den Bädereintritt zu sparen und rund 6.000 Grundschüler in den zehn schuleigenen Lehrbecken das Schwimmen beizubringen. Dazu seien die Becken zu klein und zu flach: „Allenfalls Wassergewöhnung“ sei dort möglich, erklärte beispielsweise Frank Hartl vom Hamburger Schwimmverband.

„Ich kann mir vorstellen, dass wir beim Schulschwimmen noch etwas verändern“, erklärte nun CDU-Schulpolitiker Robert Heinemann gegenüber der taz. Man sei am überlegen, ob das vorgelegte Modell „wirklich das Nonplusultra ist“. Die Bildungsbehörde habe nun bis zur Schulausschusssitzung am 24. Mai Zeit zu sagen, „ob es beim alten Modell bleibt oder ein alternatives kommt“.

Für Heinemann ist zu überdenken, ob der „Anspruch der Schwimmfähigkeit“ zu halten sei oder in „Wassergewöhnung“ geändert werde müsse. Heinemann: „Das wäre politisch unbefriedigend, aber ehrlich.“

Und es wäre wohl eine Blamage für die parteilose Senatorin Alexandra Dinges-Dierig, die öffentlich erklärt hatte, in einer Stadt am Wasser wie Hamburg müssten alle Kinder schwimmen lernen. Als „langfristige“ zweite Variante findet Heinemann das Bremer Modell „spannend“, wo Bademeister den Schwimmunterricht günstig übernehmen. Und als dritte Variante könne man die zehn Lehrschwimmbecken abschaffen, „wenn die Kinder da eh nicht schwimmen lernen“, und stattdessen doch weiter öffentliche Bäder nutzen. Heinemann: „Da sind die am rechnen.“ Der Sprecher der Bildungsbehörde, Alexander Luckow, wollte Änderungen der Schwimmpläne gestern „weder bestätigen noch dementieren“.

Der Elternkammer-Vorsitzende Holger Gisch hält den Vorschlag, die Kinder nur noch ans Wasser zu gewöhnen, für falsch: „Wenn schwimmen lernen, dann richtig, in ausreichend tiefen Becken“, fordert er. „Auf jeden Fall müssen alle Kinder schwimmen lernen“, findet auch Britta Ernst (SPD), die entsetzt ist von der Vorstellung, hier könnte der Standard auf Gewöhnung an Wasser gesenkt werden. Bekanntlich soll der weiterführende Schwimmunterricht 36 Euro pro Halbjahr kosten. Ernst: „Jedes Kind war schon mal in der Badewanne. Wenn die Wassergewöhnung als Kriterium nehmen, kassieren die von allen ab.“

Für nicht abwegig hält sie dagegen den Vorschlag, die Lehrbecken zu schließen. Diese seien „marode“ und mit mehr als einer halbe Million Euro pro Jahr an Bauerhalt- und Betriebskosten „sehr teuer“. Dafür müsste aber auf die Schließung der drei Bäder in Altona, Bramfeld und Wandsbek, die derzeit 52 Schulen nutzen, verzichtet werden.