Marth’s Waldau: „Es ist aus“

Der Pächter des Waldau-Theaters, Klaus Marth, hat gestern Konkurs angemeldet. Der Idealismus war da, sagt er, es fehlte an Publikum und Zuschüssen. Nun will die Musical-Company ihr Glück versuchen

Bremen taz ■ Der große Saal im Waldau-Theater war nicht mehr beheizt, zum letzten Mal hob sich gestern symbolisch der Vorhang: Auf der Bühne saß der traurige Held der Komödie, Klaus Marth, und sagte die historischen Worte: „Es ist aus.“ Nach der Inszenierung wolle er zum Amtsgericht gehen und seinen Konkurs zu den Akten geben. Der Versuch, die historische Stätte des Waldau-Theaters mit Volkstheater weiter zu bespielen, ist damit gescheitert. Das neue Stück „Meerjungfrauen küssen besser“ wird nicht mehr in Bremen zu sehen sein.

Warum? Wer ist der Böse? „Eigentlich hätte alles so weitergehen können, wenn irgendwie was anders gelaufen wäre“, sinnierte Marth. Aber: Das Publikum kam nicht, nur 20 Prozent Auslastung war zu wenig. Geld für Werbung fehlte und kam auch nicht herein, weil keine Zuschauer kamen. Zur Bremer Marketing-Gesellschaft ist Marth schließlich gegangen – im März, viel zu spät. Der Weser Kurier habe zwar Werbung geschaltet, ohne Geld zu nehmen, habe aber auch für die Produktion der Ingeborg Waldau in Verden Reklame gemacht und so das Publikum verunsichert. „Das alles sind Gründe, die eine Rolle gespielt haben“, sagt Marth: „Wir haben nicht viel Geld gehabt, aber viele Ideen und Idealismus.“

Und dann gibt es doch eine Böse: Carmen Emigholz, die SPD-Kulturpolitikerin. Schon im November hatte er mit ihr zusammengesessen und trotz der ursprünglichen Ankündigung, man wolle es ohne staatliche Finanzierung schaffen, über Anträge beraten. Die seien auch abgeschickt worden, Emigholz habe den Eindruck erweckt, alles gehe klar. Geschehen sei aber nichts. Bis zum letzten Mittwoch habe er an Emigholz geglaubt.

Ob er vielleicht ein wenig blauäugig gewesen sei, fragt ein Reporter. Die klare Antwort von der Bühne: „Nein. Ich würde es wieder tun. Weil dieses Haus es verdient hat, zu leben.“ Schon im März war der Strom einen Tag abgeklemmt, Löhne für zwei Monate stehen aus, die Miete auch. „Meine privaten Mittel sind völlig erschöpft. Es tut mir sehr sehr leid“, sagt der Mann auf der Bühne. Und tritt ab.

Quasi vor der Tür sammelt sich das Volk, um das Erbe aufzuteilen: Studenten der „European Musical Academy“ (EUMAC) und der Musical-Company Bremen haben 2.500 Unterschriften gesammelt, mit denen sie die Forderung nach einer eigenen Spiel- und Probenstätte unterstreichen wollen. Obwohl der nichts zu vermieten hat, übergaben sie die Listen dem Parlamentspräsidenten. Musical-Chef Thomas Blaeschke argumentierte clever, immerhin würden 40 Studierende als Bremer Neubürger Geld in die Kasse des Finanzsenators spülen.

Detlef Stürmann, der souveräne Konkursverwalter der Waldau-Immobilie, will bis Ende Mai nach neuen Mietern suchen, die das Haus neben der Kammerphilharmonie und der Gaststätte „Kulisse“ als Kulturbühne nutzen wollen. Aber auch ein potenzieller Käufer habe angeklopft. Klar ist für den Konkursverwalter nur eines: An einen Nutzer, der in seiner Wirtschaftlichkeitsrechnung fromme Wünsche an den Kultursenator stehen hat, vermietet er nicht. kawe