Nicht verpassen!
: „Für Hunde und Juden verboten“

„Shylocks Erben – Venedigs Kinder der Shoa“, 3sat, 21 Uhr

„Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht?“ So fragt der Jude Shylock, Shakespeares berühmter „Kaufmann von Venedig“, mit kratziger Stimme aus dem Off. Autorin Bettina Pfeil widmet sich der Geschichte seiner fast unbekannten Nachfahren, vor allem ihrem dramatischstem Kapitel: der Shoa.

Überlebende der Katastrophe erzählen aus dieser Zeit. Von ihrer dramatischen Berichten über Diskriminierung und Deportation lebt der Film. Vor allem die abstoßenden Details machen das Leid sichtbar: Das Schmählied, das eine Venezianerin singt – genauso, wie es ihr als Kind hinterherkrakeelt wurde. Die Geschichte des Barbesitzers, der noch vor dem Inkrafttreten der Rassegesetze „Zutritt für Hunde und Juden verboten“ an den Eingang schrieb. Der erst von den Nazis gesetzlich angeordnete Antisemitismus fiel in Italien auf fruchtbaren Boden, auch das wird klar.

Offen bleibt die Frage, wie jüdisches Leben in Venedig heute aussieht. Die jüdische Gemeinde hat noch 400 Mitglieder, erfährt der Zuschauer nur. Und dass im jüdischen Viertel der Stadt lediglich fünf Familien geblieben sind. Den Rest muss er sich zusammenreimen anhand der Bilder aus dem verlassenen Stadtteil. Pittoreske Fassaden, leere Straßen, durch die nur hin und wieder eine Touristengruppe zieht. ASE