„Lafo“, ein glaubhafter Kandidat

betr.: „Linkspartei auf Prominentensuche“, taz vom 15. 4. 05

Steinkühlers These einer Erneuerung der SPD mit Hilfe der unzufriedenen Massen macht nachdenklich. Die Realität sieht jedoch anders aus. Die SPD hat sich zu weit in die Interessen der Wirtschaft verstricken lassen. Der Punkt der Rückbesinnung ist längst überschritten.

Mag auch Oskar Lafontaine viele Winkelsprünge tätigen, bleibt er ein glaubhafter Kandidat für die sozialen Belange der stark gebeutelten Menschen in Deutschland. Taktisch klug eingefädelt, bereitet Lafontaine seinen Parteiwechsel zur WASG – Die Wahlalternative vor.

Ottmar Schreiner verhält sich zurückhaltender. Obwohl ihm der Missmut über die soziale Schieflage deutscher Politik inklusive seiner Partei deutlich in sein Gesicht geschrieben steht. Schreiner und Lafontaine werden mit ihrem spekulativ gehandelten Wechsel in die WASG der Bundespolitik einen großen Schub nach vorn verleihen.

Da bleibt auch Steinkühlers Kritik an den WASG-Mitgliedern verschiedenster politischer Herkunft ohne Wirkung. Gerade die Vielfalt politischer Meinungen in der Partei schützt vor einer frühzeitigen Erstarrung. Damit bleibt der Wahlalternative auf lange Sicht hin das traurige Schicksal der SPD erspart. DETLEV BISCHOF, Rendsburg

Ich frage mich, wieso der SPD, Bündnis 90/Die Grünen, der PDS, ja selbst der CDU mit der CDA ein „linker“ Flügel zugestanden wird, der WASG mit SAV und Linksruck aber nicht. Dies zeugt nicht gerade von Demokratieverständnis innerhalb der WASG, aber auch innerhalb der taz, die dieses Thema immer wieder gerne aufgreift. Nicht die SozialistInnen innerhalb der WASG sind das Problem, sondern eher die Realos, die mit anderen Meinungen nicht umgehen können.

Noch ein Wort zu Herrn Lafontaine: Nun, es wäre schon schön, wenn er in der WASG mitmachen würde – aber warum warten bis nach den Landtagswahlen in NRW? Entweder er bricht mit der „Sozialdemokratie“ der neuen SPD, oder er lässt es bleiben. Er sollte sich lieber ein Beispiel an Peter von Oertzen nehmen, der nach langer Mitgliedschaft und Verantwortung aus der SPD in die WASG ohne zu zögern eingetreten ist. Das nenne ich Mut. SIGGI SEIDEL, Hannover