HALBTAGSJOBBER MIT BABY-PFLICHTEN LOHNEN SICH AUCH FÜR ARBEITGEBER
: Teilzeit-Eltern brauchen Fantasie

Sie möchten gerne beides sein, Babysitter und Büromensch, und zogen dafür bis vors Bundesarbeitsgericht: eine Mutter und ein Vater, die auch in der Elternzeit halbtags jobben wollten. Sie scheiterten im Betrieb wie im Wesentlichen auch vor dem Richterstuhl – und verweisen so auf ein ärgerliches Problem der Betriebsorganisation: Noch immer fehlt es beim Zukunftsthema Teilzeit an Visionen und am Willen zum Experiment. Noch immer definieren Firmen arbeiten als Im-Büro-Sitzen von neun bis fünf. Dabei bremst das Dogma Vollzeitjob nicht nur die Karrieremutter. Es schadet letztlich auch den Firmen.

Vordergründig prallten in dem Verfahren zwei Interessen aufeinander: die des Betriebs, der seine Beschäftigten lieber ganztags am Schreibtisch weiß und einfacher eine Vollzeit-Vertretung findet. Und die der Elternzeitler, die energisch Halbtagsposten einfordern, wissen sie doch: drei Jahre Babypause sind zu lang. Für viele Berufe ist die Arbeitswelt zu dynamisch, als dass sie diese Auszeit verzeihen würde.

Und doch irrt der Betrieb, der hier einen Grundsatzkonflikt sieht. Denn wer halbtags jobbt, schafft gewöhnlich mehr als das halbe Pensum einer Vollzeitkraft. Noch wichtiger ist, dass Teilzeit Eltern betriebsfit hält – und so eine Abwärtsspirale bremst: Jahrelang haben Chefs ihre Beschäftigten herangezogen, geschult, in die Firmeninterna eingeweiht. Dann enteilen diese ins dreijährige Baby-Exil. Ihr Wissen verfällt, das Betriebs-Know-how schwindet, die Investition ist vertan. Und nach drei Jahren müssen die Chefs Angestellte zurücknehmen, die sie gar nicht mehr brauchen können – ihnen zu kündigen untersagt das Gesetz.

Für die Firma lohnt sich also ein Abwägen zwischen Kurz- und Langfrist. Zunächst ist es für den Chef lästig, mühsam und teuer, Eltern ihre Teilzeitwünsche zu erfüllen. Auf lange Sicht aber zahlt sich das aus. Selbst wer nur zwei, drei Tage pro Woche im Büro ackert, dem glückt später weit eher die Rückkehr in den alten Job. Und die Firma verliert keine Jungtalente, nur weil sie ein paar Jahre Windeln gewechselt haben. COSIMA SCHMITT