Mit Steinen gegen Links

VANDALISMUS Unbekannte greifen ein Büro der Linkspartei in Neumünster an und zerstören eine Fensterscheibe. Die Partei vermutet die Täter im rechten Milieu, die Polizei hält sich noch bedeckt

Bereits im vergangenen Jahr wurde eine Scheibe an derselben Stelle eingeworfen

Die Nachbarn hörten das Klirren der großen Scheibe: In der Nacht von Sonntag auf Montag warfen kurz nach 22 Uhr Unbekannte einen Pflasterstein in die Fensterfront des Kreisbüros der Linkspartei im schleswig-holsteinischen Neumünster.

Bereits im vergangenen Jahr war eine Scheibe an derselben Stelle des Büros in der Luisenstraße eingeworfen worden. In beiden Fällen fiel der Verdacht schnell auf die in der Gegend sehr aktive Neonazi-Szene. „Die Motivlage liegt nahe“, sagt Jonny Griese, Kreisvorsitzender der Linkspartei.

Hintergrund: In den vergangenen Tagen sind die Rechtsextremen in der schleswig-holsteinischen Stadt unter Druck geraten. Verschiedene Initiativen und Parteien, die Linke eingeschlossen, forderten ein Verbot des für den 1. Mai angemeldeten Marsches der NPD und eine Schließung des Neonazitreffs Club 88. Mitglieder der Linken waren es auch, die die Staatsanwaltschaft über ein Soli-Shirt für die Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ bei Facebook informierte (taz berichtete). „Wenn die Täter meinen, wir würden uns durch solchen Anschläge einschüchtern lassen, haben sie sich geirrt“, sagt Griese.

Die zuständige Polizeidirektion Neumünster möchte sich einen Tag nach dem Anschlag noch nicht auf mögliche Hintergründe der Tat festlegen. „Die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung haben erst begonnen“, sagt ein Pressesprecher. Sachdienliche Hinweise würden gerne entgegen genommen.

Nicht nur in Neumünster werden Büros der Linken angriffen. In Hamburg warfen Unbekannte in Dezember 2011 eine Scheibe eines Parteibüros ein. Doch auch Büros der SPD und CDU im Norden gerieten ins Visier: Unbekannte beschmierten die Wände, klebten die Türschlösser zu und warfen ebenfalls Scheiben ein. Oft hinterließen die Täter Szenecodes der Rechtsextremen – von Hakenkreuzen bis zur „NS-Revolution“-Parole. Dennoch konnte keiner der Fälle aufgeklärt werden. ANDREAS SPEIT