Umgestülpte Codes

Das Künstlerkollektiv „monochrom“ im Elektrohaus

Im normalen Sprachgebrauch steht „monochrom“ für einfarbig. Das Wiener Kunstkollektiv, das sich mit diesem Namen schmückt und jetzt im Elektrohaus zu Gast ist, präsentiert sich allerdings so umfangreich, divers, vielfarbig und schillernd, dass es dafür kaum eine Bezeichnung gibt. Unter www.monochrom.at bietet die selbst ernannte Kunsttheorie- und Bastelneigungsgruppe einen Überblick über die unterschiedlichen Medien und Realitäten, in denen sie volontieren: „internationale Kunstszene, Apfelsortenzucht, Powerpointoperetten, Feldgottesdienste, Fanzine, soziale Praxis, Game- und Schämshows, Dübel und Schnittchen“. Eine Webseite, die eigentlich informieren soll. Doch schnell verlustiert man sich im Umfang und in der Liebe zum trashigen Detail.

2002 kam „monochrom“ in São Paulo zu Biennale-Ehren und untergrub die hierarchische Konstruktion von Biennalen mit dem rein fiktiven Künstler Georg Paul Thomann. „monochrom“ ist zum einen ein radikales, selbstreflexives wie offenes Experimentier- und Forschungsfeld, zum anderen sind die Aktivitäten politisch ambitioniert: Am Anfang stand ein Magazin, das sich politisch mit Technologie und Gegenkultur auseinandersetzt. Das jährlich erscheinende Monumentalwerk ist undurchschaubar wie „monochrom“ selbst. Das konventionelle Lesen scheitert. Der Leser muss einen neuen Weg finden, um die Publikation zu bewältigen und eine eigene Lesechoreografie entwickeln.

„monochrom“ bedient sich gegebener Formen, Codes und Medien, kehrt und wendet sie. Und so ist der Name „monochrom“ Programm: Das, was es behauptet, ist es nicht; in die eigentliche Bedeutung des Begriffs mischen sich Erwartungen, Programme und Handlungsformen.

In den 60er- und 70er Jahre hätte man dieses Vorgehen wohl als provokativ oder aufklärerisch bezeichnet. Heute ist es mikropolitisch: Die große Politik ist nicht das Ziel. Den kleinen Verschiebungen bzw. dem „Kontexthacking“ gilt ihre Aktion. Sie fordert Aufmerksamkeit, Haltungs- und Handlungskorrekturen. Bernd Asphalt

Kurzfilme: Fr, 22.4. Gala: Sa, 23.4. Gala. Elektrohaus, Pulverteich 13