Kein Geld für mehr für eine „Stadtbiennale“

Das Kulturhauptstadt-Büro will mit dem Intendanten Martin Heller eine „Stadtbiennale Bremen“ veranstalten. Auf die 27 Millionen Euro dafür hat Kultursenator Peter Gloystein (CDU) aber schon informell verzichtet

„Wir können in der Stadt keine Party veranstalten, wenn es am Existentiellen fehlt“

Bremen taz ■ „Ich mache mir wenig Hoffnung auf das Projekt Stadtbiennale Bremen“, meinte Bremens Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann (CDU) gestern gegenüber der taz. Seit einer Woche kursiert der Entwurf eines Konzeptes des Kulturhauptstadt-Büros, das bis Ende April einen Vorschlag für die „Fortentwicklung“ seiner Arbeit nach dem Ausscheiden Bremens aus der Bewerber-Runde vorlegen sollte. Der Entwurf beschreibt sehr allgemein die Idee einer „Biennale“, für dessen Organisation das Büro und der externe Intendant der Kulturhauptstadt, Martin Heller, weiter verpflichtet werden sollen. „Die Stadtbiennale Bremen übernimmt die Funktion einer Entwicklungsabteilung der Stadtgesellschaft und stellt einen Schauraum mit überregionaler Strahlkraft zur Verfügung“, heißt es in dem Konzept. Durch die Kulturhauptstadt-Bewerbung sei es gelungen, der Stadt „erstmals die Strahlkraft ansonsten isolierter Imageträger wie der Kammerphilharmonie, der Kunsthalle, des Universums oder Werder Bremens .. zu vermitteln“. Als Kosten sind neun Millionen Euro für jede der drei geplanten „Biennalen“ 2007, 2009 und 2011 im Gespräch.

Aber ob es diese 27 Millionen Euro gibt, ist die Frage. Kultursenator Peter Gloystein, sagt sein Sprecher, sei über die Biennale-Idee „sehr früh informiert“ worden, das Projekt sei „umfassend vorbesprochen“ und von der Behördenspitze für „gut“ befunden worden. Das Geld sollte außerhalb des regulären Kulturhaushaltes aus dem 60-Millionen-Investitionstopf „Kulturhauptstadt“ genommen werden, in dem im letzten Herbst noch 20 Millionen Euro für einen Kunsthallen-Anbau („bauliches Referenzprojekt“) eingeplant waren.

Aber nach Auskunft von Motschmann gibt es dieses Topf de facto in der Höhe nicht mehr – in den Vorbereitungen der Kürzungsrunden der Investitionsmittel seien daraus schon mal 30 Millionen geworden. „Für diese 30 Millionen wird der Senator kämpfen“, verspricht Motschmann, die seien auch mit Bürgermeister Henning Scherf abgesprochen. Aber wenn von dem Geld der Kunsthallen-Anbau finanziert werden soll, dann bliebe wenig für eine „Biennale“ und das Kulturhauptstadt-Büro, das allein eine Millionen Euro im Jahr kostet. Gloystein (der gestern nicht erreichbar war) habe ihr nach der Senatsbesprechung am Dienstag mitgeteilt, berichtete Motschmann, er habe in der informellen „Frühstücksrunde“ des Senats zwischen dem „grundständigem“ Kulturetat und den einmaligen Zusatz-Investitionsgeldern abwägen müssen und sich „in der Tendenz“ für den grundständigen Etat entschieden. Der soll auch mit 62 Millionen Euro in 2006 gegenüber 2005 ungekürzt bleiben. Offenbar war der Preis dafür die Zusage, dass sich Gloystein bei der Kürzung der Investitionsmittel nicht sperren wird. Die Veröffentlichung des Biennale-Projektes sei zumindest „voreilig“ gewesen, formuliert Motschmann in der Schlussfolgerung. Entschieden sei aber noch nichts.

Die kulturpolitische Sprecherin der SPD, Carmen Emigholz, sieht das Projekt auch skeptisch. „Ob ein solcher Haushaltsansatz in der Stadt vermittelbar ist, wage ich zu bezweifeln“, sagt sie. „Ich kenne Entwürfe und habe intern meine Meinung dazu gesagt.“ Kritik in der Kulturszene gebe es aus einem einfachen Grund nicht: „Die Kulturszene greift inzwischen nach jedem Strohhalm, der sich bietet – egal ob er Umbautopf oder Folgeprojekt Kulturhauptstadt heißt – weil die Lage im normalen Haushalts so eng ist. Wir können in der Stadt keine Party veranstalten, wenn es am Existentiellen fehlt.“ Klaus Wolschner