Bei der BVG piept’s wohl

Verkehrsbetriebe bieten künftig elektronische Tickets an. Ab 2006 sollen Stammkunden Plastikkarte mit Chip bekommen, 2007 sind in Bussen Lesegeräte angebracht. Datenschützer haben bisher keine Einwände. Einfacheres Schülerticket geplant

VON ULRICH SCHULTE

Die BVG wird elektronische Tickets einführen. Allerdings sollen zunächst nur Stammkunden die Plastikkarte mit integriertem Chip bekommen. Die nötigen Lesegeräte will das Unternehmen nur in den knapp 1.400 Bussen anbringen – in U-Bahnen und Trams gelten sie wie normale Fahrscheine. „Der Aufsichtsrat hat das Projekt am Montag genehmigt“, sagte Betriebsvorstand Thomas Necker. Damit bleibt die BVG weit hinter früheren Plänen einer kompletten Umstellung auf E-Tickets zurück.

Die schöne neue Ticketwelt startet 2007 in der Busflotte: Die Fahrgäste halten das E-Ticket beim Einsteigen vor ein einfaches Lesegerät. Grünes Licht bedeutet „Karte gültig“, rot „ungültig“, das Ganze begleitet ein Piepton. Der Busfahrer muss dann nur bei Rotlicht eingreifen und nicht – wie bisher – jedes Ticket abnicken. Die BVG will die Chipkarten schon 2006 an Stammkunden verschicken, also die rund 260.000 BesitzerInnen von Abonnement-Umweltkarten, Jahreskarten oder Firmentickets.

Die Verkehrsbetriebe halten das Angebot für eine echte Verbesserung: Die haltbare Plastikkarte kann im Gegensatz zum jetzigen „Papierwerk“ (Necker) nicht knicken. Wenn der Kunde sie verliert, kann er sie sperren lassen. „Am nächsten Tag bekommt er eine neue. So wird Missbrauch verhindert“, sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz.

Durch das Projekt verspricht sich die BVG den Einstieg in eine rosige Ticketmoderne: Kunden könnten irgendwann auch in anderen Städten fahren, die Karten selbst aufladen, vielleicht auch Einzelfahrten per Plastik bezahlen – auch wenn das noch Utopien sind, „haben wir einen Fuß in der Tür“, so Reetz. Fürs Erste wird das E-Ticket der BVG vor allem Ticketdruck und Porto sparen, zudem werden Fahrgastzählungen einfacher. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Firmen ist angedacht – zum Beispiel mit Parkhäusern: „Kunden mit E-Ticket, die ein Auto haben, müssten dann etwa nur die halben Parkgebühren zahlen“, so Reetz.

Das Projekt kostet die BVG zunächst 3,2 Millionen Euro. „Nach dem Grundsatzentscheid fürs E-Ticket wird der BVG-Wirtschaftsausschuss alle folgenden Beschlüsse genau prüfen“, sagt Frank Bäsler, Ver.di-Vertreter im Aufsichtsrat. „Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Projekt finanziell aus dem Ruder läuft.“ Wenn alles wie geplant klappt, sind nochmal 3,9 Millionen Euro fürs Marketing fällig.

Der Datenschützer Hanns-Wilhelm Heibey hält die Lesegeräte in den Bussen für „den Knackpunkt“: „Wir wissen noch nicht genau, welche Daten da erhoben werden – gehen aber von einer anonymen Zählung aus.“ Die hält er für unbedenklich. Eines will der Datenschutzbeauftragte verhindern: dass Bewegungsmuster von BVG-KundInnen erstellt werden. Doch das, sagt Vorstand Necker, sei in keinster Weise geplant. Die Lesegeräte könnten nicht mal Name oder Adresse zuordnen. „Die Diskussion tun wir uns nicht an.“

Eine Gruppe wird sicher von der Neuerung profitieren – Berlins SchülerInnen. Die BVG verhandelt gerade mit einzelnen Schulen darüber, die Schülerkarte zu vereinfachen. Mit Start des Schuljahres Anfang August soll sie laut Necker aus besagter Plastikkarte ohne Chip bestehen, auf die die Kinder die Wertmarke aufkleben. Bisher müssen sie in Bus und U-Bahn an drei Dokumente denken – Trägerkarte, Wertmarke und Schülerausweis.