WER SICHERE LEBENSMITTEL WILL, MUSS DAS FUTTER KONTROLLIEREN
: Gesund fressen

Futtermittel sind der Treibstoff der Lebensmittelindustrie. Wie in anderen Wirtschaftsbranchen ist deshalb das Interesse verständlich, den Treibstoff möglichst billig zu bekommen. Das aber kommt uns teuer zu stehen: Sichere Futtermittel sind die Grundvoraussetzung für sichere Lebensmittel. Sicherheit lässt sich aber nur durch umfangreiche Kontrolle herstellen, und die hat ihren Preis.

Dank BSE- und Nitrofen-Skandal oder Maul- und Klauenseuche verfügen wir heute über eine vorzügliche Lebensmittelüberwachung. Zu jeder Zeit wird jede Produktpalette auf jedwede Grenzwertverletzung kontrolliert. Dank der lückenlosen Dokumentation der Warenströme kann jeder Verunreinigung relativ zeitnah nachgegangen werden.

Nicht so im Futtermittelrecht. Nicht nur, dass hier vom Gesetzgeber wesentlich weniger Proben gefordert werden. Es gibt noch nicht einmal Grenzwerte für alle Krebs erregenden Schadstoffe – wie zum Beispiel PCB. Es geht hier nicht um jene kriminelle Energie, die Geschäftemacher beispielsweise im Nitrofen-Skandal an den Tag legten. Hier geht es um ein quasi legales System zum Schadstoffeintrag in die Nahrungsmittelkette. Dabei würden höhere Qualitätsstandards bei Futtermitteln auch betriebswirtschaftlich Sinn machen: Das Futter macht vier Fünftel der Produktionskosten tierischer Lebensmittel aus. Für solch ein bedeutendes Gut lohnt sich ein hoher Überwachungsaufwand. Auch die Futtermittelindustrie würde profitieren, lässt sich bessere Qualität doch auch besser verkaufen.

Das neue Meldesystem zur Futtermittelsicherheit, das Verbraucherschutzministerin Renate Künast gestern dem Kabinett vorlegte, greift deshalb viel zu kurz. Genau wie bei den Lebensmitteln brauchen wir nämlich auch bei den Futtermitteln eine garantierte Qualitätsauszeichnung: Den Bauern muss ein Hilfsmittel gegeben werden, das ihm garantiert, wie viel wovon im Futtermittel angereichert ist. So könnten die Landwirte tatsächlich für ihr Produkt einstehen. Und der Verbraucher bekommt das sichere Lebensmittel, das er verlangt.

NICK REIMER