… die Senatsverwaltung für Umwelt?
: Frösche abräumen

Sollten in wenigen Tagen wie geplant die Bagger anrollen, wäre es mit der Laubenidylle am Mergenthaler Ring endgültig vorbei: 300 von den Pächtern bereits verlassene Parzellen würden dann mit schwerem Gerät geräumt, um Platz für die umstritten Verlängerung der Stadtautobahn A 100 zu schaffen. Aber nicht nur Lauben, Schuppen und Zäune entlang der S-Bahn zwischen Sonnenallee und Treptower Park fänden dabei ihr Ende: Nach Angaben der Bürgerinitiative Stadtring Süd (BISS) befinden sich auch 600 Bäume, 24 Laichgewässer und in Winterstarre verharrende Tiere auf dem 12,3 Hektar großen Gelände. „Wird wirklich alles plattgemacht, wäre das ein Massaker“, fürchtet BISS-Sprecherin Andrea Gerbode.

Laut der Initiative hat der Senat es versäumt, rechtzeitig mit den gesetzlich vorgeschriebenen Umsiedlungsmaßnahmen für Flora und Fauna zu beginnen. „Von Frühjahr bis Sommer hätten die Tiere umgesetzt werden müssen, damit sie sich anderswo ansiedeln können“, sagt Gerbode. Die Bürgerinitiative will auf dem Areal vor allem Amphibien und einige Vogel- und Wespenarten ausgemacht haben. Außerdem wurde der Fluchtkäfer gesichtet. Der kleine Krabbler galt in Berlin bereits als ausgestorben.

Eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Umwelt weist die Vorwürfe zurück: „Die Bäume, auf denen Vögel nisten, werden in der vegetationsfreien Periode gefällt.“ Zudem habe man mit einem 720 Meter langen Zaun genau 31 Grasfrösche sowie acht Teichmolche abfangen und retten können. Wenn die Amphibien sich im Frühjahr erneut auf den Weg zu Teichen – ihren angestammten Laichplätzen – machten, wolle man noch einmal sammeln.

BISS-Sprecherin Gerbode hält dagegen: „Wir haben am Wochenende, bevor der Zaun gezogen wurde, das Gebiet durchkämmt und dabei zahlreiche Frösche in Teichen gefunden.“ Was mit dem Fluchtkäfer geschieht, ist gänzlich ungewiss. Das vom Senat für die ökologische Baubetreuung angeheuerte Landschaftsarchitektenbüro Neumann & Gusenburger widerspricht der Behauptung, das seltene Krabbeltier sei auf dem Gelände gesichtet worden. „Wir haben einige Exemplare gefunden, aber auf anderen Bauabschnitten“, erklärte ein Sprecher des Büros. Laut Bundesartenschutzverordnung sei man lediglich verpflichtet, den Dünensandläufer umzusiedeln. Aber auch der sei nur außerhalb der gefährdeten Gartenkolonien gesichtet worden. ugo Foto: ap