Danke, Fußball! Du kannst viel bewegen

Was hat Fußball mit Globalisierung zu tun? Mit Promis suchte das Außenministerium nach Antworten

BERLIN taz ■ Nur noch 13 Monate bis zur Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Höchste Zeit also, die friedensstiftende Wirkung des Fußballs auf die Tagesordnung zu setzen. „Fußball ist die beste Lebensschule“, sagte der UN-Sonderbauftragte Adolf Ogi am Dienstag im Auswärtigen Amt (AA) in Berlin. Hier lerne man den Respekt vor dem Gegner und zu gewinnen, ohne überheblich zu werden.

Das AA hatte zum Forum „Global Players – Fußball, Globalisierung und Außenpolitik“ geladen, und neben Ogi waren unter anderem auch Fußballmanager Reiner Calmund und Schiedsrichter Markus Merk gekommen. Fünf Stunden lang bemühten sich die Gäste leidenschaftlich, in ihren Vorträgen Fußball mit Außenpolitik und Globalisierung in Verbindung zu bringen.

In Kenia habe er in die verzweifelten Gesichter kleiner Jungen gesehen, sagte Ogi. „Und aus Verzweiflung entsteht Terrorismus. Fußball gibt diesen Jungen wieder Hoffnung und dem Terrorismus keine Chance.“ Von dieser Kausalkette war das Publikum dann doch ein wenig überfordert. Lachen oder Klatschen? Die meisten entschieden sich zu schweigen.

Zuvor hatte schon AA-Staatssekretärin Kerstin Müller an die entwicklungspolitische Bedeutung des Fußballs erinnert. Dieser Sport sei in vielen Ländern Teil des nationalen Selbstbewusstseins. „Mit Fußballförderung in zerrütteten Ländern wie etwa Afghanistan kann zu einem Gemeinsamkeitsgefühl und zum Wiederaufbau beigetragen werden.“ Fußball habe durchaus auch politische und gesellschaftliche Dimensionen, sagte Müller.

Die Lieblingsbeispiele der Redner für diese Dimensionen waren vor allem die Fußball-Meisterschaft 1954 und der so genannte Fußballkrieg. 1954 verhalf das Wunder von Bern den Deutschen zu ihrem „Wir sind wieder wer“-Gefühl und läutete das Wirtschaftswunder ein. Ganz andere gesellschaftliche Auswirkungen hatte der Fußball 1969. Im Fußballkrieg zwischen El Salvador und Honduras kamen damals innerhalb weniger Tage mehr als 3.000 Menschen ums Leben. Der Konflikt war ausgebrochen, nachdem es bei Ausschreitungen während der WM-Qualifikationsspielen beider Länder zu Todesopfern gekommen war.

„Klar gibt es auch negative Auswirkungen“, sagte da Reiner Calmund, „aber es gibt doch viel mehr positive Beispiele.“ Fußball könne Brücken zwischen Ländern schlagen. Ein gutes Beispiel sei die Annäherung Japans und Koreas, die gemeinsam die Fußball-WM 2002 ausgerichtet haben. „Das schaffen Politiker in zehn Jahren nicht“, sagte Calmund.

Mit vielen Fußball-Emotionen eine bessere Welt schaffen, war offenbar das eigentliche Motto der Veranstaltung. „Mein hohes Ziel ist es, mit Hilfe des Sports aus den jungen Menschen eine Generation zu machen, die mit den Problemen dieser Welt besser umgehen kann“, sagte Ogi. Noch schöner sagte das am Ende nur Schiesdrichter Markus Merk: „Danke, Fußball! Du kannst viel bewegen.“ PHILIPP DUDEK