Sternipark bleibt verdächtig

BABYKLAPPE Ein Bericht des Ex-Bürgermeisters Voscherau soll beweisen, dass keine Babys verschwinden. Senator Wersich akzeptiert das Dokument nicht

Als erste deutsche Einrichtung hat der Verein Sternipark vor neun Jahren Babyklappen in Hamburg errichtet.

■ Von den fünf in Hamburg bestehenden Babyklappen betreibt Sternipark bereits zwei – eine in Altona, die andere in Wilhelmsburg.

■ Seit 2002 betreibt auch die Asklepios Klinik Wandsbek eine so genannte Babyhilfe. Laut Klinikleitung wurde dort seit drei Jahren kein Baby mehr abgelegt.

■ Weitere Babyklappen befinden sich im Harburger Krankenhaus Mariahilf sowie im Altonaer Kinderkrankenhaus.

Mit einer „notariellen Tatsachenbescheinigung“ ist der Verein Sternipark auf die Hamburger Sozialbehörde zugegangen, um endlich Schluss zu machen mit dem Gerede über die Babyklappe und angeblich verschwundene Babys. Der Verfasser des wohlwollenden Berichts: Ex-Bürgermeister und Notar Henning Voscherau. Im Auftrag von Sternipark sprach Voscherau mit vier Müttern.

Die protokollierten und anonymen Gespräche sollten den Verbleib von vier Kindern klären, die 2008 in der Babyklappe des Vereins abgelegt worden waren. Den Behörden hatte der Verein diese Fälle damals nicht gemeldet. Das von Voscherau erstellte Dokument besagt, dass drei Mütter ihre Kinder wieder zurückgenommen hätten. Die vierte Frau habe ihr Baby dagegen zur Adoption freigegeben.

Um die „verschwundenen“ Kinder war bereits im Frühjahr ein Streit zwischen Sozialbehörde und Sternipark entbrannt. Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) hatte die Adressen von Müttern verlangt, der Verein behielt sie jedoch für sich. „Die können wir nicht herausgeben. Wir haben den Müttern Anonymität zugesichert“, sagte Sternipark-Geschäftsführerin Leila Moysich erneut vor wenigen Wochen. Die ersten Zweifel des Senators waren inzwischen zu einem schwerwiegenden Verdacht herangewachsen. Wersichs Behörde wolle prüfen, ob es im Zusammenhang mit Säuglingen aus Babyklappen den „Anfangsverdacht für strafrechtliche Ermittlungen“ gebe. Das Wort „Kinderhandel“ schwebte in der Luft.

Um die Fälle zu überprüfen, ohne die Anonymität der Mütter zu verletzen, mussten sich die Beteiligten zunächst auf eine unabhängige Instanz einigen. Sternipark schlug Henning Voscherau vor. Im Gegenzug nannte der Sozialsenator das Deutsche Jugendinstitut sowie das Deutsche Institut für Jugendhilfe und Familienrecht. Auf einen gemeinsamen Nenner kamen Behörde und Sternipark indes nicht.

Trotzdem legte der Verein einen Bericht Voscheraus vor. Ginge es nach der SPD-Bürgerschaftsfraktion, wären dadurch „die Fragen der Vergangenheit“ geklärt. „Es gibt keinen weiteren Anlass für die Sorge, Baby-Klappen-Kinder seien verschwunden“, sagt die familienpolitische Sprecherin Carola Veit. Senator Wersich sieht das jedoch anders. Dem NDR zufolge will die Sozialbehörde den Bericht des Notars über die abgelegten Babys nicht akzeptieren. Die Vorwürfe über angeblich unklare Babyschicksale seien nicht aus dem Weg geräumt, sagte eine Sprecherin.UTA GENSICHEN