Guinea-Bissau wählt die Kontinuität

PRÄSIDENTSCHAFTSWAHL Die frühere Einheitspartei gewinnt die erste Wahl nach der Ermordung des Präsidenten Vieira. Aus Angst vor einem Bürgerkrieg waren alle Politiker im Wahlkampf staatstragend

BERLIN taz | Der Wunsch nach Stabilität hat bei den Präsidentschaftswahlen in Guinea-Bissau über den Wunsch nach Veränderung triumphiert. Wie die Wahlkommission des westafrikanischen Landes am gestrigen Mittwoch bekannt gab, hat der Kandidat der Regierungspartei und ehemaligen sozialistischen Befreiungsbewegung PAIGC (Afrikanische Partei für die Unabhängigkeit von Guinea und den Kapverden), Malam Bacai Sanha, die Stichwahl vom vergangenen Sonntag klar gewonnen. Auf ihn entfielen 63,5 Prozent, 36,5 Prozent stimmten für seinen Herausforderer Kumba Yala.

Die PAIGC hatte Guinea-Bissau 1973 nach einem Guerillakrieg in die Unabhängigkeit geführt. Nach der Demokratisierung 1991 folgte eine Zeit der Wirren und Militärputsche, bei denen der Oppositionspolitiker Kumba Yala von 2000 bis 2003 Präsident war, bevor das Militär erneut die Macht ergriff. Bei Wahlen 2000 hatte Yala den PAIGC-Kandidaten Sanha noch klar mit 72 Prozent besiegt.

Ein Grund dafür, dass das Ergebnis diesmal umgekehrt ausfiel, war wohl die brutale Ermordung von Präsident Nino Vieira am 2. März. Er hatte Guinea-Bissau von 1980 bis 1998 und erneut ab 2005 regiert. Er wurde von Soldaten zu Tode gefoltert, nachdem Generalstabschef Tagme Na Waié einem Bombenanschlag zum Opfer gefallen war. Die Angst vor einem Bürgerkrieg führte alle Politiker dazu, jetzt im Wahlkampf besonders staatstragend aufzutreten. Dies gelingt dem 62-jährigen Exparlamentspräsidenten Sanha, der zu DDR-Zeiten in Ostberlin Politik studierte, besser als dem populistischen 56-jährigen Yala, dessen Markenzeichen eine rote Zipfelmütze ist. Die PAIGC stellt schon die Parlamentsmehrheit und den Premierminister. Sanha gewann bereits den ersten Wahlgang am 28. Juni mit 40 Prozent vor Yala mit 30 Prozent.

Yala nahm gestern Nachmittag seine Niederlage an. Beide Kandidaten hatten am Wochenende schriftlich zugesagt, Wahlanfechtungen nur mit legalen Mitteln auszutragen.

Die größte Herausforderung Guinea-Bissaus besteht im Drogenhandel. Das Land mit unzähligen, schwer zu überwachenden Inseln und Flugpisten ist zur Drehscheibe von Kokain im Transit von Südamerika nach Europa geworden, die Drogengeschäfte bringen mehr Geld ins Land als der Rest der Wirtschaft.

DOMINIC JOHNSON