„Vermeintlich ungerecht!“

Öffentliche Sitzung Der Gleichstellungs-Ausschuss diskutiert eine Petition zu Kammer-Gremien

■ gebaut 1537, Sitz der Handelskammer. Viele führende Frauen gehen nicht durch dessen Eingang, wie Brigitte Melinkat von der Bremer Gleichstellungsstelle weiß.

taz: Frau Melinkat, wie gut sind Frauen in den Führungsgremien der Bremer Kammern vertreten?

Brigitte Melinkat: Die Handelskammer hat eine Frau im geschäftsführenden Vorstand – das ist schon mal viel. Aber insgesamt sind die Frauen in den Führungsetagen der Bremer Kammern sehr unterrepräsentiert.

Darf das so sein? Wo es sich doch um Körperschaften des öffentlichen Rechts handelt?

Nein, denn als solche unterliegen sie dem Landesgleichstellungsgesetz – und das sieht eine hälftige Besetzung der Führungspositionen mit Frauen vor. In der Politik gab es da unter Rotgrün auch schon große Fortschritte: Beispielsweise haben wir jetzt eine Landesbeauftragte für den Datenschutz und eine Präsidentin des Landesrechnungshofes. Auch das neue Radio Bremen-Gesetz stellt bezüglich der Geschlechtergerechtigkeit einen großen Fortschritt dar.

Müssten die Kammern in ihrer Gremienbesetzung nicht als Vorbilder für die ihnen angeschlossen Wirtschaftsunternehmen agieren?

Das sollten sie. Aber wem zur Umsetzung der Wille und die Phantasie fehlen, der muss eben per Gesetz dazu gebracht werden. Die in Schweden durchgesetzte Regelung, dass börsennotierte Unternehmen 40 Prozent ihrer Aufsichtsräte weiblich besetzen müssen, ist ein gutes Vorbild. Wobei sich ein schwedischer Unternehmer mal mir gegenüber über die vermeintlich damit einher gehende Ungerechtigkeit beklagt hat: Schließlich seien ja auch 90 Prozent des Kapitals in männlichem Besitz ... Interview: HB

Öffentliche Sitzung des Gleichstellungsausschusses: 14.30 Uhr im Börsenhof A, Raum 301 B/C