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: Sabbernde Kamele und störrische Esel

Die Märchen aus 1001 Nacht – da ziehen reich beladene Karawanen durch die Wüste, Räuber und Seefahrer erleben gefährliche Abenteuer, sie entdecken und verlieren Schätze, hilfreiche und böswillige Geister mischen sich ein, Kalifen, Wesire und Bettler hadern mit ihrem Schicksal. Auch schöne Frauen sind dabei. Und wer nicht nur die Jugendfassung der Märchensammlung gelesen hat, der weiß, dass es da oft mehr als nur erotisch zugeht.

Dass es keinen opulenten Monumentalaufwand à la Hollywood braucht, um ein Theaterpublikum in diese märchenhafte Welt des Orients zu entführen, zeigt das Freie Werkstatt Theater Köln mit seiner Eigenproduktion „Fremde Lust“. Karg ist das Bühnenbild, nur ein paar Vorhänge, die von der Decke hängen. Doch das reicht, um die Illusion von Wüste, Palästen und Räuberhöhlen zu erzeugen. Und ganzen drei Menschen – Joachim Berger, Bettina Muckenhaupt und Silke Natho – gelingt es, gleich Dutzende verschiedener Rollen zu spielen, darunter auch sabbernde Kamele und störrische Esel. Oft verwandeln sie sich buchstäblich im (Hand-)Umdrehen. Und auch die unterschiedlichsten Charaktere streifen sie sich blitzschnell über: mal kokett, mal plump, mal brutal, mal zärtlich, dumm und weise, großkotzig und bescheiden – die drei haben alles perfekt drauf.

„Fremde Lust“ ist ein unterhaltsamer Abend der Phantasie. Keine wilde Revue, denn das Trio spielt mit angezogener Bremse, wodurch die Pointen, die kleinen liebevollen Details in Gestik, Mimik und Wortwitz umso besser zur Geltung kommen. Eingebettet ist das alles in Pantomime und Burleskes. Auch ein kleines bisschen Akrobatik und Bauchtanz ist dabei. Drei Geschichten hat Petra Wüllenweber (Text und Regie) ausgesucht: die von Scheherazade, die ihr Leben erzählt, die von Zeitmond und Morgenstern, die von betrogener und wahrer Liebe erzählt, und die von Ali Baba und den 40 Räubern. Leider dauert das alles nur knappe fünf Viertelstunden – dabei hat Scheherazade doch so viele Märchen erzählt. JÜRGEN SCHÖN

„Fremde Lust – Geschichten und Tänze aus 1001 Nacht“: 22. und 23. April, Freies Werkstatt Theater Köln, Zugweg 10, Tel 0221 / 32 78 17