Papst auf allen Kanälen

betr.: „Oh, mein Gott!“, „Aus Ratzinger wird Benedikt“, „Benedikt XVI. ist der neue Papst“, taz vom 20. 4. 05

Ratzinger ist Papst, wir sind der Mittelpunkt des Universums, und die Erde ist eine Scheibe! BARBARA KIRSCH, Lüneburg

nun haben wir einen strauss-freund als papst und wissen, dass die kirche das bleiben wird, was sie ewig war, ein reaktionärer haufen.

KARL-HEINZ KAMMERTÖNS, Dortmund

Das ging ratz-fatz. Benedikt das sechzehnte (Jahrhundert). Das bringt Atheisten zum Beten. HARTMUT SCHNARRE, Bissendorf

Eines muss man der katholischen Kirche lassen: Ihr Einfluss gleichzeitig auf und durch die Medien ist so gewaltig, dass ich mich tatsächlich inmitten all der betont rührseligen, läppisch kommentierten und pseudowichtigen Papsttod-Papstwahl-Papstgruß-TV-Berichterstattung („noch tut sich nichts“) über ein paar Minuten beschissene Werbung gefreut habe. Nach all den Monaten, in denen ich den Kram normalerweise wegschalte! SUSANNE FELDT, Hannover

Der altersmilde Großinquisitor hat drei Tage nach seinem 78. Geburtstag noch einmal Karriere gemacht. Von jetzt ab wird es keinen Sex mehr vor der Hochzeitsnacht geben und die Kondome bleiben auch in heißen Diskonächten in den Automaten. Aufwärts geht es auch mit der Geburtenrate in Deutschland, weil konservative Werte wieder unser Liebesleben bestimmen.

ALBERT ALTEN, Wernigerode

Ich finde die durchaus vorhersehbare Wahl Ratzingers zum Papst ausgezeichnet! Läutet sie doch unzweifelhaft das lang verdiente Ende der katholischen Kirche ein. ANDREAS RÖTTGER, Hamburg

Nun ist es auch noch „der“ geworden. Hoffentlich hat ER sich was dabei gedacht. Mir ist dazu nur genau das eingefallen, was ihr heute so wunderbar auf den Titel gesetzt habt.

SEBASTIAN MEYER, Lilienthal

Ich habe selten ein treffenderes Titelblatt gesehen als das, was mich heute morgen erwartete. UTE SCHADEK, Bremen

Das Spektakel um Papsttod und Papstwahl ist wahrlich ein grelles Medien-Highlight, fast möchte man sagen: eine monströse Supernova, was nun freilich ein sterbender Stern ist, und der ehemalige Chef der Inquisitionsnachfolgeorganisation Glaubenskongregation, vor seiner Zeit als Kardinal ein profilierter Theologe neben Hans Küng, heute Benedikt XVI., ist wohl kaum als katholischer Phönix aus der Asche anzusehen. NORFRAN SCHAAF, Koblenz

Herzlichen Glückwunsch für die Seite 1. Die Farbgebung ist biblisch richtig! Weiß auf schwarz: „Gott kam in die Finsternis!“ Hüpf auf meinem Sofa: die taz mit christlichem Credo. Donnerwetter.

JOHANNES PRICKER, Pfarrer, Hamburg

Hochachtung für eure Berichterstattung über den Tod Johannes Pauls II., angefangen von den sachlichen Berichten bis hin zu Wiglaf Droste. Aber jetzt nach der Wahl des Neuen scheint ihr euch ins Ministrantenhemdchen zu machen. Ratze muss euch große Angst einjagen, dass ihr so vehement auf seinem Konservatismus herumreitet. Ich fand vieles von ihm, was in den diversen Reportagen wiedergegeben wurde, angesichts seines Rufes überraschend moderat. Und schließlich ist er jetzt Papst und nicht mehr „Großinquisitor“.

ANJA PETERS, Neubrandenburg

Die Reaktionen in Deutschland auf Benedikt XVI. überraschen nicht. Der Prophet gilt in eigenem Lande am wenigsten; insofern ist Benedikt XVI. schon jetzt ein geeigneter Stellvertreter Christi, der auch in seiner Heimat am meisten angefeindet wurde. Der Rest ist Spekulation, durchaus abgeleitet aus Recherchen über sein bisheriges Leben und Wirken, allerdings eben aus Fakten aus der Vergangenheit, und nicht mehr als Spekulation. Die apodiktischen Feststellungen über den Verlauf seines gerade doch erst begonnenen Pontifikates sind so gesehen rückwärts gewandt, also zutiefst konservativ, tragen dogmatische Züge und nehmen eine Unfehlbarkeit für sich in Anspruch, die allenthalben dem Papstamt abgesprochen wird.

MICHAEL HOLTHAUS, Jena

Eine wirklich traurige Zeitung, gekennzeichnet durch Intoleranz gegenüber allen Gläubigen, die wenigstens abwarten möchten, was dieser Papst bewirken möchte. Selbst einer rot-grünen Regierung wurden 100 Tage gewährt, bevor ein erstes Urteil gefällt wurde. Sie fällen jedoch ein sofort vollstrecktes Vorurteil.

THOMAS JACOBI, Friedberg

Bei aller möglichen (vielleicht vorschnellen) Kritik an der Wahl und Person des neuen Papstes ist es meines Erachtens eine Unmöglichkeit, als Titel der Zeitung vom 20. 4. 05 eine schwarze Seite mit der Aufschrift „Oh, mein Gott“ zu veröffentlichen. Welcher „Teufel“ hat Sie da geritten? Es ist jedenfalls ein Gipfel von Geschmacklosigkeit!

WINFRIED GLATTER, Hattingen

Eine wirklich widerliche Art, ein Titelbild zu gestalten. Mehr Vorverurteilung haben Sie wohl nicht zu bieten. Medien sollen und können sich kritisch mit der Welt auseinander setzen, Ihre Art und Weise deutet auf blanken Populismus hin. DENIS RADERMACHER, Berlin

Erstaunlich! Erstaunlich, in der ausgelieferten taz vom 20. 4. keine Reaktion zur Papstwahl. Sehr erstaunlich, die im TV gezeigte aktuelle Ausgabe der taz sieht ganz anders aus, mit Leitartikel zur Papstwahl. Bekomme ist als Abonnent nur die Ausgabe mit Redaktionsschluss 17 Uhr? MARION BÜCHEL-ABU-ETA, Münster

Leider ließ es sich nicht vermeiden, dass eine Teilauflage der taz bereits vor der Wahl Ratzingers gedruckt werden musste. Das traf besonders unsere LeserInnen in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch Teile von Nordrhein-Westfalen. d. Red.

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.