Der Klang der Frauen

FESTIVAL „Women in (E)motion“ präsentiert weibliche Stimmen in Bremen und Umgebung. Am Sonntag eröffnet Ndidi O das Festival mit Blues, Soul, Gospel, Surf und Country

■ Suzie Vinnick: Samstag, 4. 2., 21 Uhr, Music Hall Worpswede (Doppelkonzert mit Ndidi O), Sonntag, 5. 2., 19 Uhr, Thieles Garten, Bremerhaven, Montag, 6. 2., 20 Uhr, Moments

■ Ndidi O: Samstag, 4. 2., 21 Uhr, Music Hall Worpswede (Doppelkonzert mit Suzie Vinnick), Sonntag, 5. 2., 20 Uhr, Moments

■ Hedvig Mollestad Trio: Dienstag, 7. 2., 20 Uhr, Moments

■ Sofia Rei & Jorge Roeder: Donnerstag, 9. 2., 20 Uhr, Moments (Doppelkonzert mit Nataša Mirkovič & Nenad Vasilič)

■ Nataša Mirkovič & Nenad Vasilič: Donnerstag, 9. 2., 20 Uhr, Moments (Doppelkonzert mit Sofia Rei & Jorge Roeder)

■ Irma: Sonntag, 11. 2., 20 Uhr, Kito, Bremen-Vegesack

■ Weitere Informationen im Internet: women-in-emotion.de/

von Andreas Schnell

Es ist bekanntlich manchmal ganz ulkig, was eine bekannte Internetsuchmaschine so ans Tageslicht bringt. Der Suchbegriff „Women in Emotion“ (ohne Anführungsstriche) führt einen erstens zur Seite des Festivals selbst, als zweites zum gleichnamigen Album der Musikerin Ani DiFranco, das natürlich ein Mitschnitt von einem Auftritt im Rahmen eben jenes Festivals ist, und danach geht es schon los mit Verweisen auf mehr oder minder wissenschaftliche Seiten, die sich am angeblich biologisch determinierten Verhältnis von Frau und Gefühl abarbeiten.

Daraus lernen wir mindestens dreierlei: erstens, dass es auch in diesem Jahr wieder ein „Women in (E)motion“-Festival gibt, zweitens, dass in der Vergangenheit in diesem Rahmen schon manche Musikerin auftrat, die oft nicht zuletzt dank „Women in (E)motion“ in Deutschland populär wurde. Und drittens, dass eine Frauenquote in der Pop-Musik offenbar immer noch eine gewisse Berechtigung hat.

Zwar ist der größte Pop-Star der Gegenwart eine Frau, zwar ist die Zahl der großen Musikerinnen groß – aber dann hat sich in der Wahrnehmung von Frauen „in Rock“ so viel vielleicht doch nicht verändert, seit Prince, dessen Band bekanntlich stets aus handverlesenen Premiummusikern und -musikerinnen bestand, ein Solo seiner Perkussionistin Sheila E. mit den Worten abmoderierte: „Not bad – for a woman.“

Prince, bevor Sie noch auf falsche Gedanken kommen, ist natürlich alles andere als ein Macho. Sein Kommentar machte sich vielmehr über genau die abfällige Haltung lustig, mit der Frauen auf der Bühne durchaus immer noch konfrontiert werden, vor allem, wenn sie an so exotischen Instrumenten wie dem Schlagzeug zu hören sind. Und auch die gute alte Stromgitarre ist eigentlich bis heute weitgehend männlich dominiert. Oder wie viele Gitarrenheldinnen kennen Sie? Viele werden es jedenfalls nicht sein.

Und da sind wir dann auch endlich bei der diesjährigen Ausgabe von „Women in (E)motion“. Denn mit Hedvig Mollestad Thomassen steht eine Gitarristin auf dem Programm, bei der sich Kommentare wie „Nicht übel für ein Mädchen“ verbieten. Mit Verve verbindet sie eine auf dem Papier unwahrscheinlich klingende Vielfalt von Einflüssen. Nirvana und Miles Davis, Jimi Hendrix und die Melvins – Genregrenzen, um mal einen etwas ausgelatschten Ausdruck zu benutzen, interessieren sie nur, damit sie sie überschreiten kann. Mit ihrem Trio gewann sie vor ein paar Jahren beim Molde International Jazzfestival den Preis als Jazz-Talent des Jahres. Sicher ein Höhepunkt des diesjährigen Programms.

Ebenfalls eine größere Bandbreite von Einflüssen verarbeitet die kanadische Sängerin Ndidi O, die ihre Songs in ein Gewand aus Blues, Soul, Gospel, Surf und Country kleidet. Bemerkenswert ist aber vor allem ihre Stimme, die mit sanftem, dunklem Timbre das Zeug zum Klassiker hat.

Durchaus vielseitig arbeitet auch die bosnisch-österreichische Schauspielerin und Sängerin Nataša Mirkovič. In ihrer Vita stehen Zusammenarbeiten mit dem Sandy Lopicic Orkestar, dem Grazer Opern-Ensemble und dem österreichischen Drehleier-Spieler Matthias Loibner. Mit dem serbisch-österreichischen Komponisten und Bassisten Nenad Vasilič widmet sie sich derzeit der jugoslawischen Rock- und Pop-Musik der siebziger und achtziger Jahre.

Möglicherweise schon bald auf den großen Bühnen dieser Welt zu sehen ist Irma. Sie wurde von Le Figaro als „Erbin von Tracy Chapman und eine der Entdeckungen des Jahres“ gefeiert, und auch Black-Eyed-Peas-Sänger Will.i.am war beeindruckt und nahm mit Irma den Song „I Want You Back“ auf. Mit kleiner Besetzung beschließt Irma das diesjährige „Women in (E)motion“.

Bis dahin gibt es aber auch noch Auftritte von Suzie Vinnick und Sofia Rei zu sehen, die hier nicht unerwähnt bleiben sollen. Vinnick ist eine kanadische Sängerin und Gitarristin, die mühelos zwischen Blues, Soul, Folk und Country wechselt und stimmlich stets überzeugt.

Last but not least: Sofia Rei singt unter anderem in John Zorns Vokal-Projekt Mycale und arbeitete bereits mit Größen wie Bobby McFerrin und Lionel Loueke zusammen, Jorge Roeder, mit dem sie derzeit auf Europa-Tournee ist und in Bremen ihr einziges Deutschland-Konzert spielt, gehört auch zur Entourage von Gary Burton und Julian Lage. Auch das gewiss ein spannender Abend.