… FRANK ZANDER?
: Nachdenken und feiern

Über alte Menschen soll und braucht man ja nichts Schlechtes schreiben – außer, sie waren wirklich ganz, ganz üble Typen. Denn spätestens mit ihrem Tod werden sie ja so was von über den Klee gelobt, dass alle früheren Verrisse vergessen sind. Diese Regel gilt auch für Frank Zander, der am heutigen Samstag 70 Jahre alt wird. Und der vielleicht der unterbewertetste Berliner überhaupt ist.

Na gut, könnte man sagen, das ist doch der Typ mit der verrauchten Stimme, der aus Rod Stewarts abgenudeltem Kuschelrocksong „I Am Sailing“ die noch abgenudeltere Hertha-Liebesballade „Nur nach Hause geh’n wir nicht“ gemacht hat. Ein Lied, das selbst gestandene Fans des Fußball-Erstligisten nicht mal nach einem seltenen Sieg ihrer Elf ohne Anflug eines Würgereizes überstehen können.

Zander ist auch der Typ, der mit Helga Feddersen geblödelt hat – wobei schon Blödeln allein ein Ausschlusskriterium ist. Und das ist der Typ, der mit „Hier kommt Kurt“ einen veritablen Gassenhauer landete. Ulkbarde ist folgerichtig einer der Titel, den Frank Zander, der stilecht eine Zweitwohnung auf Ibiza besitzt, sich erarbeitet hat. Entsprechend oft blickt der gebürtige Neuköllner vom Titelbild der hiesigen Boulevardpostille B.Z.

Zander ist zugleich jedoch der Mann, der jedes Jahr tausend Obdachlose kurz vor Weihnachten zum Gänseschmaus einlädt, der für sein soziales Engagement das Bundesverdienstkreuz bekam und zum „Berliner des Jahres“ gekürt wurde. Und er findet viele aktuelle Blödelformate im Fernsehen reichlich blöde, fragwürdig und oft voyeuristisch. So verriet er vor Kurzem, dass er sich für Sendungen à la RTL-„Dschungelcamp“ „nie im Leben und nicht mal für eine Million Euro“ hergeben würde und entsprechende Anfragen immer abgelehnt habe (sicher braucht er das Geld auch nicht mehr). Und ihn hat das Älterwerden ins Grübeln gebracht. Er habe noch viel vor und sei immer noch sehr verspielt, sagte er einmal. Aber: „Ich gucke immer auf die Uhr und denke: Ist es schon so spät?“ Es ist – aber das hat ja auch was Gutes. Herzlichen Glückwunsch! BIS Foto: Thomas Nitz