LESERINNENBRIEFE
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Viele Probleme müssen gelöst werden

■ betr.: „Die Ökolüge vom Elektroauto“, taz vom 30. 1. 12

Ich habe noch einen Einwand: Die Speicherung von Strom ist verlustreich. Je nach Typ gehen 10 bis 40 Prozent des Stroms beim Ladevorgang verloren, und 1 bis 30 Prozent pro Monat entlädt sich ein Akku selbst. Eine Frage an den prognostizierten Energiezuwachs, auch regenerativen, bleibt: Das Öko-Institut sieht ein Problem in mehr E-Autos, die Ökostrom fahren. Ich sehe da keins, denn wenn E-Auto-FahrerInnen Ökostrom nehmen, wird mit mehr E-Autos die Nachfrage nach Ökostrom steigen. Ökostromanbieter, die auch in Kraftwerke investieren, werden das bei steigender Nachfrage auch vermehrt tun. BWL funktioniert auch hier: Mehr Nachfrage schafft vermehrtes Angebot. Da verstehe ich das Problem des Öko-Instituts nicht. Mit konventioneller Landwirtschaft angebaute Energiepflanzen sind durch hohe Emissionen bei der Kunstdüngerherstellung auch nicht das Gelbe vom Ei. Viele Probleme müssen für klimaschonende E-Autos gelöst werden, denn das ist ihr Sinn. PHILIP GRAZIANSKI, Bremen

Individualverkehr einstellen

■ betr. „Die Ökolüge vom Elektroauto“, taz vom 30. 1. 12

Die Energiebilanz von Elektroautos ist, wie auch die von konventionell betriebenen Fahrzeugen, stets negativ. Denn alle Kraftfahrzeuge verbrauchen ihre Energie schneller, als diese in der Natur nachwachsen kann. Ein Baum mit einem Gewicht von 40 Tonnen liefert nach 60 Jahren Wachstum in etwa das Energieäquivalent von 750 Liter Benzin. Jeder Durchschnitts-Pkw verfährt pro Jahr jedoch in etwa die doppelte Menge.

Sicher müssen erneuerbare Energien in Zukunft eine Rolle spielen. Das Problem der negativen Gesamtenergiebilanz unseres Planeten können wir aber nur lösen, indem wir den Individualverkehr praktisch vollständig einstellen und insbesondere Flug und Schiffsverkehr auf ein absolutes Minimum herunterfahren. Die Diskussion sollte sich also nicht um neue Antriebstechnologien drehen, sondern vielmehr um neue Gesellschaftsformen, in denen Mobilität durch Kraftfahrzeuge nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.

DIRK FLEISCHMANN, Berlin

Richtung Abgrund

■ betr.: „Die Ökolüge vom Elektroauto“, taz vom 30. 1. 12

Nicht nur die Konkurrenz auf dem Energiemarkt ist ein Kriterium. Es geht um die grundsätzliche Frage der Massenmobilität, egal mit welcher Energie. In seinem Lebenszyklus verbraucht ein Auto über 80 Prozent der Energie allein bei der Herstellung. Bei Elektroautos gepaart mit exorbitantem Verbrauch an Rohstoffen wie Kupfer und Lithium mit entsprechenden Umweltschäden in den Lieferländern. Mit unseren Ansprüche dieser Großindustrie und Politik machen wir einen weiteren Schritt in Richtung Abgrund. WALTER-H. KOBLANK, Dassendorf

Nicht nachhaltig

■ betr.: „Die Ökolüge vom Elektroauto“, taz vom 30. 1. 12

Die Debatte ist geprägt vom Wunsch, unseren Lebens- und Mobilitätsstil genauso weiterzuführen, nur „in erneuerbar“. Doch wenn aus 42.000.000 Benzinern 42.000.000 Elektroautos werden, ist dies nicht nachhaltig. Es ist notwendig, dass die Verkehrsdebatte grundsätzlicher geführt wird. Wir haben ein Grundbedürfnis nach Mobilität, nicht nach immer mehr Verkehr. Heute empfinden viele die Forderung, Verkehr zu reduzieren, wie einen Angriff auf die Menschenrechte. Doch noch vor 20 Jahren sind Familien nicht in den Urlaub nach Mallorca geflogen. ANTJE WAGNER, München

Eine beunruhigende Aussage

■ betr.: „Ein besonderer Einzelfall“, taz vom 1. 2. 12

Die Nachricht von der Rückkehr der Familie Nguyen nach Hoya ist umso erfreulicher, als sich zahlreiche Menschen gegen den unerbittlichen Kurs von CDU-Innenminister Schünemann durchgesetzt haben. Beunruhigend finde ich die Aussage von Kai Weber, dem Sprecher des Niedersächsischen Flüchtlingsrats, dass die Abschiebungen von Familien, die lange in Niedersachsen gelebt haben, unverändert weitergehen: „Es häufen sich die unangekündigten Abschiebungen im Morgengrauen.“ Das weckt Assoziationen an Deportationen jüdischer Mitbürger unter der Naziherrschaft. Mich würde interessieren, ob (und wie) sich Bundeskanzlerin Merkel jemals zum Thema Abschiebungen geäußert hat. In der taz vom selben Tag wird sie zum Thema Integration zitiert, dass „… die Zahl der Migranten etwa in der freiwilligen Feuerwehr noch viel, viel zu gering“ sei.

ANNETTE BÄNSCH-RICHTER-HANSEN, Wiesbaden