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Archiv-Artikel

Bis zur Torte ein nettes Gespräch

GUTTENBERG Neuer Job, schwerer Job: Der Ex- Verteidigungsminister bekommt im Gespräch mit Netzaktivisten in einem Café eine Torte ins Gesicht geworfen

Guttenberg nahm den Vorfall mit Humor

BERLIN taz | Es gibt Momente, da muss man sich kneifen, um sich daran zu erinnern, dass dieser Mann vor einem Jahr noch als möglicher Bundeskanzler galt. Am Donnerstagabend war so ein Moment. Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und jetzige Internet-Berater der EU-Kommissarin Neelie Kroes hat sich im alternativen Berliner Stadtteil Friedrichshain mit Netzaktivisten zu Gespräch getroffen.

Als Guttenberg im Café saß, näherte sich eine Gruppe von jungen Leuten dem prominenten Gast von hinten und warfen ihm aus nächster Nähe eine Torte ins Gesicht. Guttenberg nahm den Vorfall mit Humor. Er wischte sich die Süßigkeit aus dem Gesicht und probierte.

Die gebäckschwingenden Attentäter zählen sich selber zum Aktivisten-Netzwerk Anonymous sowie der Hedonistischen Internationale (HI). Letztere hatte sich eigentlich im vergangenen Jahr aufgelöst, hat es sich aber offensichtlich nicht nehmen lassen, die Anwesenheit des CSU-Stars in Berlin für ein Comeback zu nutzen.

Die „Tortung“ soll laut des Bekennerschreibens auf der Webseite die Ablehnung der versuchten Rückkehr des „Lügenbarons“ in die Politik nach der „Copy- und Paste-Affäre“ zum Ausdruck bringen. „Ausgerechnet Vorkämpfer für die Freiheit des Internets will er sein“, empören sich die HI und Anonymous in ihrer Erklärung und verweisen auf den wesentlichen Anteil des Mediums bei der Entlarvung seiner „Abschreibe-Übung“.

Außerdem legen die Gruppen Wert darauf, die Absurdität der Rückkehr des Befürworters der Datenvorratsspeicherung als Ritter des Freien Netzes im öffentlichen Bewußtsein halten zu wollen. Anonymous erklärte gegenüber der taz, dass für den Ex-Minister, wo immer er auftauche, auch eine Torte bereit stünde: „Wir wollen mal sehen, wie viele Torten es braucht, bis er nicht mehr lacht.“ Der am Abend anwesende Aktivist Stephan Urbach sagte dagegen, die Aktion hätte nicht sein müssen. „Bis dahin war es ein nettes Gespräch“.

In der Netzgemeinde wurde die Aktion aus anderen Gründen kritisiert. Der Grund:Üblicherweise werden für Tortungen Sahnecremeberge benutzt. Die Verletzungsgefahr ist dabei geringer. Außerdem kleben sie besser. DANIÉL KRETSCHMAR

Das Video zum Vorfall sehen Sie auf www.taz.de