Muslime in Angst

Integration Muslimische Vereine fordern den Senat zu mehr Unterstützung auf

Der Bremer Senat soll sich auf Wunsch einer Reihe islamischer Vereine stärker für die Integration von Muslimen einsetzen. Dies sagte gestern Mehmet Kilinc, Vorsitzender des größten Verbandes, Schura Bremen, bei einem Treffen mit Bürgermeisterin Karoline Linnert. Anlass des Treffens, an dem acht muslimische Vertreter teilnahmen, war das Überreichen einer Erklärung zur „zunehmenden Islamfeindlichkeit in Deutschland“.

Kilinc erklärte, dass viele Muslime nach dem Mord an Marwa El-Sherbini in Dresden die „gleichgültige Haltung“ von Politik und Medien als Zeichen einer islamfeindlichen Grundhaltung der Deutschen gedeutet hätten. „Wir haben Angst“, sagte Kilinc. Er grenzte sich ab von Versuchen, diese Ängste noch zu schüren, egal von welcher Seite.

Er sei enttäuscht, so Kilinc, dass auch der Bremer Senat den offenbar islamophoben Charakter der Tat nicht öffentlich verurteilt habe. Linnert holte dies gestern nicht nach, machte aber deutlich, dass sie viele der Forderungen der Muslime nach Anerkennung als gleichwertiger Teil der Gesellschaft für gerechtfertigt halte. So halte ihre Partei, die Grünen, nichts von einem Kopftuchverbot für Lehrkräfte – wie es noch immer im bremischen Schulgesetz festgeschrieben ist.

Linnert gab außerdem zu verstehen, dass sie das Bedürfnis nach einer Gleichstellung mit anderen Religionsgemeinschaften nachvollziehen könne und befürwortete die Prüfung eines Staatsvertrages. Kilinc verwies auf entsprechende Gespräche mit Senatspräsident Jens Böhrnsen, die im August fortgesetzt werden sollen. Die finanzielle Förderung einer Religionsgemeinschaft lehnte Linnert ab, fand aber, dass Muslime mindestens Spenden von der Steuer absetzen können müssten sowie analog zu den Kirchen eine Förderung für Kindergärten bekommen sollten.

Kilinc wies darauf hin, dass es nicht allein um eine finanzielle Anerkennung gehe. „Wir stoßen auf sehr viel Misstrauen.“ Wenn Muslime einen Antrag auf Förderung einer Jugendgruppe stellen, würde dieser oft abgelehnt aus Angst vor einer Nähe zu Terroristen. eib