Eine Broschüre gegen die Angst vorm Wählen

NEUAUFLAGE Ein Leitfaden soll mehr Behinderte bei den Bundestagswahlen an die Urnen locken

„Viel kopiert und nie erreicht“, mit angemessenem Stolz begrüßte Karl Finke, Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderung, in Hannover die Neuauflage der Broschüre „Wie man wählt“. Der zur Bundestagswahl aktualisierte Leitfaden ist ein Renner und wurde seit 2002 über eine halbe Million mal gedruckt.

Wer das Heft aufschlägt, weiß warum. Man lernt zum Beispiel, dass Behinderte, die in wichtigen Lebensbereichen wie Finanzfragen betreut werden müssen und bisher nicht wählen durften, sich das Wahlrecht vor Gericht erstreiten können. Neu ist der Zehn-Punkte-Check für eine moderne Behindertenpolitik, mit dem man den Parteien auf den Zahn fühlen kann.

So nimmt die Broschüre in leicht verständlicher Form, mit knappen Texten und schlüssigen Bilder vor allem jungen Betroffenen die Angst vor dem oft beschwerlichen Weg in die Wahlkabine. Und das, betonte Finke, sei leider immer noch bitter nötig. Nicht selten gäbe es Manipulationen durch das Pflegepersonal und das komplizierte Zettelwerk in der Kabine schrecke ab.

Viele Behinderte hätten aufgrund ihrer körperlichen oder geistigen Defizite einfach Hemmungen zur Wahl gehen, ergänzte Thomas Harms vom Sozialverband Deutschland (SoVD), der die Broschüre zusammen mit Finke und Behindertenpädagogin Ulrike Ernst entwickelt hat. Rund 1,1 Millionen Menschen mit Behinderungen leben in Niedersachsen. „Wie man wählt“ kann über das Internet abgerufen oder im Sozialministerium bestellt werden. MQ