Wer mitmacht, wird eingewickelt

Das Performanceprojekt „Room Service 3“ des Choreographen Gregor Weber lässt die Zuschauer im alten GEW-Umspannwerk in der Kölner Südstadt wieder und wieder die Ebenen wechseln

VON ISABEL FANNRICH

Die Klingel schrillt. Im dritten Stock des ehemaligen GEW-Umspannwerks öffnet sich die Tür zum Raum „Netzwerk“. Das Schwarzlicht lässt die vor die Wände gespannten Fäden leuchten. Zwei weiß vermummte Gestalten, durch lange Bandagen aneinander gefesselt, bewegen sich wie Spinne und Opfer mit- und gegeneinander, verknoten sich und kommen wieder voneinander los.

Auf sechs Ebenen des alten Umspannwerks in der Kölner Südstadt hat der Kölner Choreograph Gregor Weber zeitgleich in 13 Kunsträumen die Performances seines Projekts „Room Service 3“ arrangiert: Theater, Tanz, Musik und Installationen. Die „theatralen Erlebnisräume“ von „Room Service 3“ – Teil 1 und 2 liefen im vergangenen Frühling und Herbst – funktionieren nach dem Prinzip des ständigen Wechsels, der Entscheidung und Überraschung (siehe Interview). Denn seinen Weg durch das Gebäude bestimmt nicht der Besucher, sondern eine Laufkarte, die er am Eingang bekommt. Sie gibt die Reihenfolge der Stockwerke vor, eine Klingel den Rhythmus, nach dem zwischen den Ebenen gewechselt werden muss. Jeder geht seinen eigenen Weg.

Die Klingel markiert das Ende einer Performance. Man verlässt den Raum, muss auf der neuen Ebene wieder entscheiden, in welchen der zwei oder drei Räume man sich begibt: „Blind Date“ oder „Speaker‘s Corner“, „Echos“ oder „White Shadows“. Wieder treibt ein Schrillen zur Eile an, taktet die Performances in gleiche Längen ein.

Das Konzept „Room Service“ funktioniert. Denn nicht nur der rhythmisierte Wechsel hält die Spannung über eine Stunde aufrecht, sondern auch das Überraschungsmoment, was sich hinter jeder einzelnen Tür verbergen mag. Und unterhaltsam ist es obendrein – ob es die drei Tänzerinnen von „White Shadows“ sind, die sich in spastischen Bewegungen den Zuschauern nähern, der „Beat Master 3000“ als lebendige Soundmaschine oder das Tänzerpaar von „Talking Bodies“, das sich unvermittelt den Gästen nähert und sie mit wunderbarer Leichtigkeit in den Tanz hinein zieht.

Die eine Performance lädt zum Zuschauen ein, die andere zum Mitmachen. Ruhiges wechselt mit Skurrilem. Dass sich die Qualität der einzelnen Erlebnisräume unterscheidet, hängt von der Interaktion mit den Zuschauern, aber auch von den 25 Künstlern ab. Sie kommen aus der freien Kölner Szene oder als angehende Schauspieler von der Theaterakademie, an der Georg Weber selbst unterrichtet.

Wer sich in das Netzwerk „Room Service“ traut, der kann – anders als das Spinnenopfer – immer über eins entscheiden: Ob er sich einwickeln lässt oder den Raum vorher verlässt.

Termine: 23./24. und 29./30. April; 1. Mai, 6./7./8. und 13./14./15. Mai, Vorstellungsbeginn ist 19.30 und 21.00 Uhr, Annostr. 8, Eingang über den Hinterhof am Severinswall, Karten unter Tel. 0221/870 59 81