Vor Sonnenaufgang

Der regulierte Wettbwerb macht mit der Subventionierung des Stromhandels durch die Netzentgelte Schluss. Chance für Öko-Anbieter

von Gernot Knödler

Für den grünen Strom gibt es Hoffnung, die für manchen Händler jedoch zu spät kommt. „Der Wettbewerb wird jetzt reguliert, wo es keinen Wettbewerb mehr gibt“, kommentiert Oliver Hummel von der Naturstrom AG. Von den vielen Firmen, die versucht hatten, mit Ökostrom Geld zu verdienen, seien bloß vier unabhängige Anbieter übrig geblieben. Alle übrigen seien durch die hohen Netznutzungsentgelte vom Markt gedrängt worden. Das vergangene Woche vom Bundestag verabschiedete Energiewirtschaftsgesetz soll es den Firmen leichter machen, die Stromkunden zum Wechseln zu verführen. Davon würden die Ökostromer profitieren. Für Privatkunden bemerkbar machen wird sich das neue Gesetz wohl frühestens 2007.

Dass es trotz der 1998er Liberalisierung des Strommarktes heute so schwierig ist, sich mit einem eigenen Stromangebot gegenüber den etablierten Versorgern durchzusetzen, erklären die Stromhändler mit dem hohen Durchleitungsgebühren, die im deutschen Stromnetz verlangt werden. Stromhändler, die zugleich Netzbetreiber sind, können ihre Strompreise mit dem Erlös aus überhöhten Durchleitungsentgelten subventionieren. Nach dem neuen Gesetz wird eine Bundesnetzagentur die Kalkulation der Versorger überwachen. Es wird geschätzt, dass die Netznutzungsentgelte in Deutschland derzeit um 30 Prozent zu hoch liegen.

Für reine Händler ist es dadurch sehr schwierig geworden, im Wettbewerb zu bestehen. „Es haben sich alle vom Markt verabschieden müssen, die nur auf den Preis setzten“, sagt Hummel. Nur wer unter den Nicht-Netzbetreibern mit einer besonderen Qualität werben konnte, habe sich halten können. Hummel zählt dazu neben seiner Firma Greenpeace Energy, Lichtblick und die Elektrizitätswerke Schönau (EWS), wo die Bürger schon früh die atomstromfreie Versorgung in ihre eigenen Hände nahmen.

Alle vier bieten Ökostrom an: atomfrei, überwiegend oder allein aus erneuerbaren Quellen, mithin CO2-arm. Der Strom kommt dabei allein oder überwiegend aus jungen Kraftwerken. Überdies investieren Naturstrom, EWS und Greenpeace einen Teil ihrer Erlöse in den Bau neuer Anlagen, Lichtblick investiert einen kleinen Teil in ein Regenwaldprojekt in Südamerika.

„Der Neubau ist für uns der wichtigste Punkt“, sagt Hummel. Denn nur der Neubau vergrößere das Angebot an Öko-Energie. Eine Firma, die Strom aus jahrzehntealten Wasserkraftwerken verkaufe, ändere dagegen gar nichts. Erst wenn mehr zertifizierter Ökostrom nachgefragt als erzeugt werde, entstünde automatisch ein zusätzlicher Anreiz, neue Öko-Kraftwerke zu bauen, über den Anreiz durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hinaus. Bis dahin ist der Weg noch weit. Ein bis 1,5 Prozent der Haushalte beziehen „Ökostrom“, während 2004 gut neun Prozent des verbrauchten Stroms aus grünen Quellen stammten.

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