WAS MACHT EIGENTLICH ...die „B. Z.“?
: Mit Reimen rasseln

„Was immer deutsche Dichter schreim, / davon stürzt das Gedicht nicht ein“, schrieb einst Robert Gernhardt, und aufs große Ganze gesehen hat er ja Recht. In die Kategorie „sprachliche Zumutung“ gehören allerdings die selbst gebastelten Verse, mit denen die B. Z. neuerdings das ästhetische Restempfinden ihrer Leser auf die Probe stellt – unter dem Motto „Im Reim liegt die Wahrheit“. Kostprobe gefällig?

„Nun sehen wir bald live also / die große Joseph-Fischer-Show. / Wie das denn nun mit Visa war, / erklärt in Breitbild der Joschka. / Er denkt: Da kann ich prima punkten / und die düpieren, die mich unkten. / Und doch bleibt’s nur ein Schein-Gericht: / Das was er denkt, das sieht man nicht der Reimeklempner mit dem Pseudonym „ursus“ kennt kein Pardon.

Dass sich das knapp unter Stammtischkante liegende Niveau noch viel tiefer legen lässt, bewies die B. Z. am Donnerstag. Als Kommentar zur hauseigenen Briten-machen-deutschen-Papst-mies-Kampagne schrieb „ursus“:

Es wird gequält vom Neid der Brite, / das ist dort so des Volkes Sitte. / Vor allem gegen uns Germanen, / steht gern mal Haß auf ihren Fahnen. / Sie zanken um Mallorcas Liegen, / sie würden gern im Fußball siegen. / Doch Läster-Objekt Heiligkeit, / ich denke schon: das geht zu weit!

Lassen wir die Kirche im Dorf: Stürmer-Stil ist das nicht. Aber doch ein chauvinistischer Ausfall der ekligeren Sorte. So ist das halt, wenn gute Deutsche Reime schmieden. Wie dichtete Gernhardt einst zu Ende? „Lieb Vaterland, magst ruhig bleim – / fest steht und treu die Wacht am Reim.“ CLP
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