Besseres Leben gesucht, Tod gefunden

DOMINIKANISCHE REPUBLIK Ein Flüchtlingsboot sinkt auf dem Weg nach Puerto Rico, die meisten Passagiere kommen ums Leben. Jedes Jahr machen sich tausende Dominikaner auf den Weg auf die Nachbarinsel

SANTO DOMINGO taz | Vor der Küste der Dominikanischen Republik ist ein Schiff mit illegalen Migranten auf dem Weg nach Puerto Rico gesunken. Dabei sind nach bisherigen Informationen der dominikanischen Küstenwache mindestens 18 Personen, sechs Frauen und zwölf Männer, in den frühen Morgenstunden des Samstags in der Bucht von Samaná ertrunken. Zehn Überlebende mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Nach rund 40 weiteren Insassen des knapp 40 Meter langen, umfunktionierten Fischerboots werde weiter gesucht, sagte am Sonntagmittag ein Sprecher des Zentrums für Notfalloperationen im dominikanischen Fernsehen. Möglicherweise hätten sich mehrere Personen retten können und verstecken sich jetzt aus Angst vor Verhaftung.

Das Schiff war nach Aussagen von Überlebenden Freitagnacht im Norden der Insel, in der Nähe der Kleinstadt Nagua in See gestochen. An Bord sollen 70 bis 90 Personen gewesen sein, die nach Puerto Rico wollten. Die benachbarte Insel, die durch die etwa 100 Kilometer breite Mona-Passage von der Dominikanischen Republik getrennt ist, ist freiassoziiertes Mitglied der USA. Dort hoffen besonders arme Dominikaner auf ein besseres Einkommen, mit dem sie ihre Familienangehörigen zu Hause finanziell unterstützen können. Über zwei Milliarden US-Dollar werden von den Auslandsdominikanern jährlich in ihre Heimatland transferiert. Wie das Boot in die Bucht von Samaná gekommen ist, darüber lässt sich nur spekulieren. Möglicherweise wollten die Organisatoren der Überfahrt ihre Passagiere lediglich ausnehmen und eine Ankunft in Puerto Rico simulieren. Der Unglücksort liegt Luftlinie noch nicht einmal 60 Kilometer entfernt weiter östlich. Das Boot muss zuvor Richtung Osten gesteuert worden, dann aber in die Bucht von Samaná eingelaufen sein und damit quasi den Rückweg angetreten haben – eine durchaus nicht unübliche Praxis von unlauteren Bootsführern, die Illegale transportieren. Nach Angaben eines Geretteten sei das Boot aufgrund hoher Wellen beschädigt worden. Plötzlich sei durch den Boden Wasser eingedrungen und die „Yola“ in kurzer Zeit gesunken. Erst Stunden nach dem Kentern des Boots wurde die Küstenwache benachrichtigt.

„Ich würde es wieder tun“, sagt die 28 Jahre alte María Sobeida Guzmán dominikanischen Reportern. Die Mutter von drei Kindern hatte 40.000 Pesos, umgerechnet 800 Euro, für die Fahrt nach Puerto Rico bezahlt, wo bereits eine Cousine lebt und ihr Arbeit als Maniküre vermitteln wollte.

Jedes Jahr versuchen Tausende, die Meerenge zu überqueren. Erst im vergangenen Dezember war in der Nähe von Nagua ein Boot mit mehr als 90 Illegalen gekentert. HANS-ULRICH DILLMANN