LESERINNENBRIEFE
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Solidarisch zusammenhalten

■ betr.: „Drachme käme die Griechen teuer“, taz vom 4. 2. 12

Der „Fehler“ war, dass Griechenland 2001 auch der Eurozone beitrat. Die volkswirtschaftliche Selbständigkeit ging augenblicklich verloren. Der Wettbewerbsdruck vervielfachte sich. Aber so etwas hatten wir doch schon mal!

Der Beitritt der DDR zum Bundesgebiet! Mit dieser Integration sind wir bis heute beschäftigt. Kann es sein, dass wir mit Griechenland diesmal eine Gesellschaft von elf Millionen Menschen und eine gleichfalls aussichtslose Volkswirtschaft integrieren müssen? Wir müssen es in der Tat, mit einer ähnlichen Kraftanstrengung, wie wir sie 20 Jahre zuvor gegenüber der Ex-DDR aufgewendet haben. Diesmal sind allerdings alle Staaten der Eurozone gefordert, je nach ihrem Potenzial, wenn wir denn Griechenland in der Eurozone behalten wollen. Und das wollen alle, die nüchternen Verstand bewahrt und die Einsicht gewonnen haben, dass wir teilen müssen, wollen wir solidarisch sein um des Zusammenhalts willen. Oder wollen wir selbstgefällig einfach zusehen, wie der griechische Nachbar so zurechtkommt? ULRICH VARWIG, Duisburg

Schöner Profit

■ betr.: „Ich bin kein Produkt des Nepotismus“, taz vom 4. 2. 12

Gutes Interview mit interessanter Frau, aber die entscheidende Frage fehlt: Wo sind denn jetzt die Hunderte von Milliarden Euro? Die haben sich doch nicht in Luft aufgelöst. Und im Land ist auch nicht flächendeckend der Wohlstand ausgebrochen; da gibt es jetzt also noch einige griechische Milliardäre mehr, und die Schweizer Banken und sicher auch die Deutsche Bank haben auch einen schönen Profit. REINHARD HOROWSKI, Michendorf

Ärgerlich oberflächlich

■ betr.: „Ich bin kein Produkt des Nepotismus“, taz vom 4. 2. 12

Das Gespräch mit Dora Bakoyannis ist ärgerlich oberflächlich. Warum wird nicht nach den den über 60.000 Rentenzahlungen an Tote gefragt, die erst jetzt gestoppt wurden und den griechischen Staat jährlich eine Milliarde Euro kosteten? Warum wird nicht danach gefragt, warum zurzeit die Griechen ihre Konten abräumen und laut dem griechischen Finanzminister rund 42 Milliarden Euro zu Hause liegen haben? Warum wird nicht danach gefragt, dass vor allem reiche Griechen derzeit in London für Milliarden Immobilien kaufen? Warum wird nicht danach gefragt, warum die reichen griechischen Reeder ihr Vermögen fast komplett in der Schweiz liegen haben? Warum wird nicht gefragt, ob die griechischen Demonstranten nicht dagegen demonstrieren sollten? Nicht Europa sollte das Feinbild sein, sondern der unsolidarische, brutale Raubtierkapitalismus der griechischen Oberschicht! NIKOLAUS DOMINIK, München

Wovon lebt der Mensch?

■ betr.: „Weltweite Wut über Syrien-Veto“, taz vom 6. 2. 12

Wovon lebt der Mensch? Von Luft und Liebe? Nein, von Arbeit und Wirtschaft, von Vorteilsnahme und Korruption, von wichtigen Rohstoffen, Öl, Gas, Lebensmitteln etc., Ausbeutung und kriegerischen Waffengeschäften. Deshalb hat Russland gegen die Syrien-Resolution gestimmt, deshalb klebt Bundespräsident Christian Wulff an seinem Amt, und deshalb hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in China nicht die Menschenrechtsverletzungen angeklagt. Wie folgert schon Bert Brecht in der Dreigroschenoper: „Erst kommt das Fressen, dann die Moral!“ ROLAND KLOSE, Bad Fredeburg

Unerwähnte Gegendemonstration

■ betr.: „Kalter Krieg auf Münchner Sicherheitskonferenz“,taz vom 6. 2. 12

Wie groß ist die vielbeschworene Nähe der taz zur Bewegung noch, wenn sie in ihrem Artikel zur Münchner Sicherheitskonferenz die von einem breiten Bündnis getragene Gegendemonstration nicht einmal erwähnt? Auf der Demo war die Verbindung von Politik und Waffenproduktion und -handel ein zentrales Thema. Auf einer privaten Tagung, auf der neben Politikern in großer Zahl Vertreter namhafter Waffen- und Militärtechnologieproduzenten anwesend sind, finden die wichtigen Abmachungen offensichtlich neben dem offiziellen Programm statt. Leider ist der taz offensichtlich die Anwesenheit der Rüstungslobby als solche und besonders als politikmachende Kraft entgangen. UTA ADLER, Buchbach

Außergewöhnliche Kräfte

■ betr.: „Mit zarten Fingerchen“, sonntaz vom 5. 2. 12

Vielen Dank für den Beitrag vom Biobauern Matthias Stührwoldt über die Bauernhände. Ich erinnere mich, dass ich als kleines Mädchen über meine Oma Meta staunte, wie sie in jedem Frühjahr mit bloßen Händen am Zaun Brennnesseln ausrupfte, um sie kleinzuhacken und damit die Küken und Gössel zu füttern. Den stadtkindlichen Hinweis, dass man dafür doch Handschuhe anziehen müsste, ignorierte sie. Uns Kindern war das Ganze unbegreiflich. Ich kam zu der Meinung, dass meine Oma über außergewöhnliche Kräfte verfügen müsste. Als ich später mehr über das Leben meiner Großmutter erfuhr, die ihr Dorf beim Treck von Hinterpommern angeführt hatte, wurde mir klar, dass sie tatsächlich eine Frau mit außergewöhnlichen Kräften gewesen ist… DAGMAR HEMKE, Berlin