Wanted: Glück

Die Schriftstellerin Christiane Hagn hat sich auf die Jagd begeben

In tiefster Meditation der Wirklichkeit entschweben oder mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben. Die Frage nach dem richtigen Leben wird vom modernen Menschen als Extremsport betrieben. Vom Glückshotel bis zum Happy Meal bei McDonalds‘ – es scheint, das Glück stehe in den Regalen zum Kauf bereit. Muss man nur zugreifen?

Sie ist blond, aber nicht blauäugig. Und noch bis vor einem Jahr war sie nicht wirklich zufrieden. Die einfallsreiche Berliner Schriftstellerin Christiane Hagn hat ein Jahr lang im Selbstversuch das geprüft, was sich in unserer Gesellschaft inflationär ausbreitet: das Glück. Für ihr neues Buch „Glück to go“ hat sie sich kreischend von einem Gebäude gestürzt, im Yoga glücklich gelacht und das Klosterleben beschnuppert.

Ihre Bücher sind ihre persönliche Suche nach dem Happy End. In „Auf Männerfang“ jagt sie den Mann fürs Leben – findet ihn aber weder im Tangokurs noch im SM-Schuppen. „Ob ich das wirklich will, habe ich gar nicht hinterfragt. Das liegt wahrscheinlich nicht nur an meiner bayerisch-katholischen Erziehung, sondern vor allem daran, was die Gesellschaft vorgibt“. Es hat sie jedoch zu ihrem nächsten Selbstversuch „Glück to go“ geführt. Sie ist vielen Leuten begegnet, die nach typischen Glückskonzepten leben, es aber gar nicht sind. Die Suche selbst hat sie zufrieden gemacht. Was mitschwingt, ist ein latentes Happy End, das aus Rückschlägen entsteht: „Ich bin auch auf der Suche nach dem Nicht-Happy-End, um kreativ arbeiten zu können“.

Wenn sie Geschichten schreibt, weiß sie anfangs nicht, ob sie ein gutes Ende haben werden. „Offene Enden sind oft eine Mogelpackung von Autoren. Das ist nur gut, wenn die Geschichte Möglichkeiten anbietet“. In ihrem Roman „Mein Herz ist ein Idiot“ verlässt die Protagonistin ihren Freund am Schluss. Das macht sie zwar nicht glücklich, aber mutiger. Doch was ist mit dem Lebensende? Christiane Hagn hat darüber mit einem jungen Pfarrer gesprochen: „Er meinte, wenn es keinen Gott gibt, dann sei er echt am Arsch. Ohne Paradies kein Happy End“. Was bleibt also? „Sich das Leben so zu schaffen, wie es einem gefällt und dies immer wieder zu hinterfragen“, antwortet die 31-jährige, während sie eine blonde Haarsträne um ihren Zeigefinger rollt.

„Glück to go“ erscheint am 1. März 2012 im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag. XYMNA ENGEL