„Woher das Fleisch kommt“

DISKUSSION Was Bremen gegen die Agrarindustrie tun kann, wird heute im Kubo beraten

■ 63, ist Mitbegründer und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft.

taz: Herr Niemann, ist der Film Das System Wiesenhof ein guter Einstieg in die agrarpolitische Diskussion?

Eckehard Niemann: Aber ja! Der Film zeigt sehr gut, dass große Konzerne wie eben Wiesenhof das Geschäft der Hühnerhaltung nahezu vollständig dominieren, mit industriellen Methoden und Qualhaltung. Damit zeigt er, woher das Fleisch kommt, das wir essen. Und mit einem solchen Wissen können Verbraucher besser entscheiden, ob sie das in Kauf nehmen wollen.

Klar, für die individuelle Entscheidung ist die Empörung über die systematische Tierquälerei wichtig. Aber hilft sie auch bei der Suche nach einer politischen Gegenstrategie?

Der Film spricht schon eine Menge anderer Punkte an – und in der Diskussion wollen wir das natürlich vertiefen.

Was genau?

Da ist zum Beispiel die Verdrängung traditioneller bäuerlicher Landwirtschaft durch diese Agrarindustrie. Und da ist die Frage der Emissionen dieser Anlagen, gegen die sich viele Bürgerinitiativen wehren: Es geht darum, ob solche Großställe überhaupt gebaut werden dürfen.

Nur, weder gibt’s hier in Bremen Mastfabriken, noch sind welche beantragt – spielt diese Frage hier überhaupt eine Rolle?

Ich würde schon erwarten, dass ein Rot-Grün regiertes Bundesland wie Bremen seine Stimmen im Bundesrat entsprechend einsetzt.

Da ist das derzeit Thema?

Momentan gibt es einen Gesetzes-Entwurf aus dem Bauministerium, der vorsieht, dass Gemeinden und Landkreise den Bau solcher Anlagen ab einer gewissen Größe verbieten können. Nur die Landwirtschaftsministerin sperrt sich dagegen noch.

Ilse Aigner ist doch genauso CSU wie Peter Ramsauer?!

Offenkundig hat er den Kontakt zu den Landräten und Kommunalpolitikern daheim nicht verloren – während sie in Berlin in die Fänge der Lobby geraten ist. INTERVIEW: BES

Bauernhöfe statt Agrarfabriken – Filmvorführung & Diskussion, Kubo, Beim Paulskloster 12, 19.30 Uhr