ORTSTERMIN: AN DEN LANDUNGSBRÜCKEN ERWEITERT DER BLOCKHAUS-CHEF SEIN IMPERIUM
: Ein neues „Wahrzeichen“ für Hamburg

Die Sonne scheint durch die mit grüner Folie verklebten Fenster. Zumindest versucht sie es. Nur wenige Strahlen finden ihren Weg in den Raum im zweiten Stock der Landungsbrücken 3 am Hafen.

Das ist aber weiter nicht schlimm, denn Claudia Driver, Geschäftsführerin der Block Bräu GmbH, strahlt bereits genug. Sie steht an einem Partytisch mit weißer Tischdecke und untermalt jedes Wort mit ausladenden Handbewegungen. „Wir wollen den Hamburgern ihre Landungsbrücken zurückgeben“, sagt sie, lächelt über das ganze Gesicht und wirft die Haare zurück. Ihre Stimme überschlägt sich fast vor Begeisterung. Hier entstehe das „Wohnzimmer von Hamburg“, das neue „Wahrzeichen“ der Hansestadt.

Bisher gab es den Michel, dann den Versuch der Elbphilharmonie und nun soll sich laut Driver „Blockbräu“ in die Riege dieser Symbolträger einreihen. Potenzial ist da, denn die Gesamtkosten, die mit acht Millionen veranschlagt wurden, belaufen sich, laut Geschäftsführung, wohl auf mehr. Außerdem befand sich in den Räumlichkeiten bis 2007 noch die Spelunke „Pupasch“ von Bashkim Osmani. „Hamburg – das Tor zur Welt“ war gestern. „Hamburg – die Stadt der Wahrzeichen“ ist zukunftsträchtig. Oder doch „Blockbräu – das Tor zur Welt“?

Über Claudia Drivers Kopf hängen Kabelrollen von der Decke. Die Wände sind mit Gipsplatten verkleidet, aus dem Nachbarraum kreischt eine Kreissäge. Wenn hier Ende April über 600 Gäste gefüttert und getränkt werden sollen, muss noch einiges getan werden. Und da ist noch ein Haken: Feste Mitarbeiter gibt es auch fast keine. Daher läuft das sogenannte „Casting“ auf Hochtouren. „Blockbräu ist für uns ein interessanter Arbeitgeber“, sagt Sönke Fock, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit. Seit Beginn des Projektes hat die Block Gruppe eng mit der Arbeitsagentur zusammengearbeitet. Denn, so Driver, sie würden eine Vorauswahl treffen. „Acht Bewerber wurden von acht Interviewern betreut“, sagt Driver. Jeder sollte die Chance haben, sich zu präsentieren. 20 wurden schon ins Team aufgenommen. Über 50 werden noch gesucht. „Jeder verdient eine Chance“, sagt Driver.

Zwei Musterbeispiele sind direkt auf die Baustelle bestellt worden. Tim Fabian Kruse und Lieu Lübcke. „Das Auswahlverfahren ist einfach toll gewesen“, sagt Kruse. Er steht neben Sönke Fock und kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Selten habe er so ein Bewerbungsgespräch erlebt. Lieu Lübcke nickt, lächelt und nickt.

Herzstück vom Blockbräu ist das Sudhaus, in dem das Bier angesetzt wird. Denn zu trinken gibt es hier nicht nur irgendein Gesöff, sondern hauseigen gebrautes Bier – Blockbräu Weizen und Naturtrüb. Die Augen zum Himmel gerichtet, erscheinen die Bierkessel im Blickfeld. 500.000 Liter sollen im Jahr hergestellt werden, sagt Thomas Hundt, Diplombraumeister. Am nächsten Hafengeburtstag, prognostiziert er, würden dann alle nur noch mit „Blockbräu“-Bier rumlaufen. Das Hamburger Astra muss sich also warm anziehen. MAREN MEYER