Hoyzer sei Dank

Paderborn kommt in Düsseldorf nicht über ein 1:1 hinaus und bangt um das große Saisonziel Zweitliga-Aufstieg

DÜSSELDORF taz ■ Fußballwelthistorisch hat der SC Paderborn den Zenit seiner Bekanntheit wohl überschritten. Verwickelt in den Wettskandal um den Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer, war der ostwestfälische Drittligaclub Anfang des Jahres ein globales Medienthema. Vom Shanghai Star bis zur New York Times berichtete die Weltpresse über den „German soccer scandal“. Mittlerweile ist die Affäre schon fast Geschichte. Und der SC Paderborn ist plötzlich wieder ein unbedeutender Provinzverein, der dabei ist, sein großes Saisonziel zu verfehlen, den Aufstieg in die zweite Bundesliga. Gerade die gegnerischen Anhänger haben ein Gespür für derartige Abläufe. „Ohne Hoyzer habt Ihr keine Chance“, riefen die 6.000 Heimfans am Freitagabend nach dem 1:1 des Regionalliga-Spitzenreiters in Düsseldorf.

Die Polemik der Fortuna-Fans war grobschlächtig und vielleicht auch ein wenig unfair. Trotzdem fällt auf, dass der in der Hinrunde so selbstbewusst-arrogant wie erfolgreich auftretende Aufstiegskandidat aus der Provinz sein fußballerisches „Mojo“, seine Aura der Unbesiegbarkeit verloren hat. Nach Bekannt werden des Hoyzer-Skandals hat Paderborn nie wirklich zu seiner Vorrunden-Form zurück gefunden. Auch in Düsseldorf spielte die Mannschaft 70 Minuten lang ängstlich und ungefährlich. Die Abwehr wirkte unsicher und verließ sich bei zwei Fortuna-Kontern auf den starken Torhüter Stephan Loboué. Der kleine, brasilianische Mittelfeldspieler Alessandro da Silva stolperte ungeschickt und genervt durch die dichte Fortuna-Defensive, die Paderborner Offensivkräfte Guido Spork und Alexander Löbe kamen in der ersten Halbzeit zu keiner gefährlichen Torchance.

Düsseldorf, dessen Fans mit dem Erreichen der 40-Punkte-Marke nun dem fast gesicherten Klassenerhalt entgegentrinken dürfen, machte es besser und ging nach der Pause durch einen Schlenzer von Gustav Policella verdient in Führung. Nur eine Reihe von Düsseldorfer Abwehrpannen erlaubte Löbe in der 72. Minute per doppelt abgefälschtem Schuss den Ausgleichstreffer. Wenn einem selbstbewussten Aufstiegskandidaten bei einem Team aus der Südseite der Tabelle ein glückliches Tor zum Unentschieden gelingt, greifen normalerweise die Grundregeln des Spiels. Der Tabellenniedere wird nervös und kassiert weitere Treffer. Doch Paderborn fehlte an diesem Abend die Aura des siegesgewissen Spitzenreiters. Zwei, drei halbgute Chancen, dann gingen SCP und Fortuna zur Verwaltung des Resultats über.

„Ich bin jetzt erst mal enttäuscht“, sagte Paderborns Stürmer Alexander Löbe nach dem Schlusspfiff im Paul-Janes-Stadion. Einen Rückstand aufzuholen sei eine gute Sache, aber der Druck nach dem Ausgleich hätte stärker sein können. Trainer Pavel Dotchew wertete den Auswärtspunkt beim drittbesten Rückrundenteam dennoch als Erfolg und konnte sich einen Tag später durch die Punkteverluste der Konkurrenten Braunschweig und Osnabrück bestätigt sehen. Doch Mitbewerber Lübeck hat schon wieder gewonnen und spielt am kommenden Wochenende in Paderborn. Im Fall einer Niederlage könnten die Ostwestfalen von den Aufstiegsplätzen rutschen. Eine äußerst seltsame Saison könnte für den SC dann ein böses Ende nehmen: Mit einem verpassten Aufstieg. Was von der Spielzeit 2004/05 für Paderborn dann noch bliebe, wäre nur der Eintrag in die Skandalchronik des Fußballs.

MARTIN TEIGELER