Apokalyptische Reiter

Mitten im Wahlkampf: Pferde, Zossen, Gäule, Klepper

Auf dem Rücken der Pferde wird in Nordrhein-Westfalen Landtagswahlkampf gemacht. FDP und Polizeigewerkschaft haben sich eine wichtige pferdepolitische Forderung auf die Fahnen geschrieben: Die Wiedereinführung der Polizei-Reiterstaffeln. Vor zwei Jahren hatte SPD-Innenminister Fritz Behrens die Gäule in Uniform aus Kostengründen abgeschafft. Der 2-Millionen-Euro-Etat der Zossen könne sinnvoller eingesetzt werden, so die Position der rot-grünen Koalition im Landtag. Jetzt sollen die beamteten Klepper nach dem Willen der berittenen Opposition wieder antraben.

„Ein Polizeireiter ersetzt im Einsatz 15 Beamte zu Fuß“, sagt Horst Engel, innenpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion. Besonders bei der Fußball-WM 2006 sei der Einsatz von berittener Polizei an den NRW-Spielorten Köln, Dortmund und Gelsenkirchen notwendig. „In den drohenden Schlachten der Hooligans aus England, Holland und Deutschland braucht unsere Polizei diese Pferde“, so Engel zur taz.

Rainer Wendt, Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft, galoppiert in die gleiche Richtung: „Wir brauchen unsere Pferde zurück.“ Das seinerzeit von Behrens angeführte Kostenargument lässt er nicht gelten. „Alle Fachleute sagen uns, dass Anschaffung, Ausrüstung und Training in wenigen Monaten abgeschlossen sein könnten und die Kosten im absolut vertretbaren Bereich liegen“, so Wendt. FDP-Fachmann Engel veranschlagt vertretbare 500.000 bis 600.000 Euro für die tierischen Staatsdiener – darin seien Sattel und Zaumzeug schon inbegriffen. Falls sich die Wählerschaft am 22. Mai für eine FDP-beteiligte Landesregierung entschiede, sollten schon im Herbst die ersten Polizeihufe wieder über die Straßen klappen, so Engel. Zwei Staffeln – eine für das Rheinland, eine für Westfalen – mit insgesamt 50 Pferden sollten gebildet werden. Weil die aussortierten Polizeipferde vor zwei Jahren verkauft worden waren, müssten jetzt allerdings neue Vierbeiner angeschafft werden.

Das Innenministerium wies die Forderungen zurück. „Wir sind ganz sicher, dass es bei der Weltmeisterschaft auch ohne Polizeipferde geht“, sagte ein Sprecher der Behrens-Behörde. Ausländische Hooligans sollten erst gar nicht ins Land gelassen werden, die deutschen Hooligans habe die Polizei im fest Visier. Die vergangenen zwei Jahre hätten gezeigt, dass die Polizei die Sicherheit bei Fußballspielen auch ohne Pferde gewährleisten könne. Die ehemaligen 136 Polizeireiter könnten auf ihren neuen Posten mehr für die Sicherheit der Bürger tun. TEI