Die Linienbusse im Ruhrgebiet fahren weiter ungefiltert

Feinstaub? Kein Thema. Die Verkehrsbetriebe im Ruhrgebiet sperren sich weiter dagegen, ihre Busse mit Rußpartikelfiltern auszurüsten. Handeln wollen die meisten erst, wenn die Politik sie dazu zwingt. Umweltfreundlichere Biodiesel-Busse – wie in Hagen – bleiben zunächst die Ausnahme

RUHR taz ■ Busse und Bahnen wirbeln im Ruhrgebiet viel Feinstaub auf. Denn nur wenige Busse des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sind mit einem Rußfilter ausgestattet. Beim größten Verkehrsbetrieb im Revier, der Bochum-Gelsenkirchener-Straßenbahnen AG (BOGESTRA), diskutiert man noch darüber, ob Filter nachgerüstet werden sollen.

Jährlich schlucken die rund 260 BOGESTRA-Busse etwa 8,5 Millionen Liter Diesel und pusten dabei jede Menge Ruß in die Luft. „Wir denken mit unseren Kooperationspartnern Vestische Straßenbahnen, den Stadtwerken Dortmund und der Straßenbahn Herne-Castrop-Rauxel GmbH über mögliche Nachrüstungen nach“, sagt BOGESTRA-Sprecherin Sandra Bruns. Die Einsatzbedingungen in dem großen Versorgungsgebiet seien sehr unterschiedlich, Gespräche mit den Motorenherstellern liefen noch und auch Fördermöglichkeiten seien noch nicht ausgelotet. Frühestens im Mai gäbe es mehr Klarheit. „Insgesamt setzen wir eher auf Neuanschaffungen“, so Sandra Bruns.

Gemeinsam mit den Kooperationspartnern würden 2006 rund 160 Busse angeschafft, die Filter hätten und die strenge Abgasnorm EURO 4 erfüllen würden. Auf Erdgas-Busse setze die BOGESTRA nicht. Die seien schwerer und könnten weniger Personen transportieren. Und: „Die Zukunft gehört keinem der fossilen Energieträger, sondern der Brennstoffzelle. Da verfolgen wir die Entwicklung sehr genau“, so Bruns.

Bei der Essener Verkehrs AG (EVAG) sieht man die Politik in der Pflicht. Deshalb weist EVAG-Sprecherin Barbara Schüler auch die Kritik der Grünen an der Anschaffung von 30 Bussen ohne Rußfilter zurück. „Wir lehnen die Nachrüstung nicht ab. Aber es muss auch finanziert werden und da setzt uns der kommunale Haushalt enge Grenzen“, so Schüler. Die neuen Busse hätten Vorrichtungen, um Rußfilter schnell nachzurüsten. Die Entscheidung liege aber bei der Politik, so Schüler. In Essen regiert eine schwarz-grüne Koalition.

Auch in der SPD-dominierten Nachbarstadt Oberhausen wartet man auf politische Vorgaben. Aber: „Wir sind nun wirklich nicht der Haupt-Emittent“, sagt Stefan Raab, Betriebsleiter der Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Oberhausen AG (STOAG). Im Gegenteil: Die STOAG entlaste den Verkehr täglich um bis zu 125.000 PKW-Fahrten und trage so schon wesentlich zur Rußvermeidung bei. „Es gibt ja noch gar keine Erfahrungen mit den Nachrüstmöglichkeiten. Wir kaufen jährlich neue Busse und erneuern so nach und nach immer wieder unsere Flotte“, erläutert Raab. Auch hier müsse letztlich die Politik entscheiden. Derzeit führe die STOAG Gespräche mit verschiedenen Motorenherstellern, um bei Neubestellungen die verbrauchsärmsten und saubersten Busse anzuschaffen.

Sauberer als in anderen Städten sind die Busse schon jetzt in Hagen. Dort hat man nach einem erfolgreichen Modellprojekt die 136 Busse der Hagener Straßenbahn AG auf Biodiesel umgestellt, der als weniger rußerzeugend gilt. „Der Kraftstoff ist schwefelfrei. Das war die Voraussetzung dafür, dass wir alle unsere Fahrzeuge mit Abgasnachbehandlungssystemen ausrüsten konnten“, erklärt Paul-Gerhard Spoden, Betriebsleiter in Hagen. Bei 72 Bussen wurde das System zusätzlich mit einem Rußfilter kombiniert. Durch den günstigeren Biodieselpreis konnte der Umbau finanziert werden. „Es war auch wirtschaftlich lohnend.“ MANFRED WIECZOREK