Kohls neue Hannelore

Seine erste Frau galt vielen als Heimchen am Herd. Jetzt ist eine Karrierebeamtin die Lebensgefährtin des Exkanzlers

Ihren ersten öffentlichen Auftritt an Kohls Seite hatte Maike Richter schon Anfang des Monats, als der Exkanzler seinen 75. Geburtstag im Deutschen Historischen Museum in Berlin feierte. Dass sie da schon die neue Lebensgefährtin des Exkanzlers war, wusste nur Kohls Familie und enge Vertraute – zu denen offenbar auch die Springer-Presse zählt. Die zelebrierte das junge Glück an diesem Wochenende gleich in mehreren Zeitungen. Der Bild sagte Kohl: „Es stimmt, ich habe eine neue Lebenspartnerin.“

Auch wenn es für viele überraschend kommt: Dem engeren Freundeskreis sei die neue Leichtigkeit des Altkanzlers schon länger aufgefallen, schreibt die Welt am Sonntag. „Man sieht den beiden an, dass sie glücklich sind“, sagte Kohls Weggefährte Erich Ramstetter, der ehemalige Stadtdekan von Ludwigshafen der Zeitung. „Frau Richter ist eine kluge und charmante Frau.“

Die ersten Herausforderungen hat das Paar schon gemeinsam gemeistert. Ihren Weihnachtsurlaub verbrachten Richter und Kohl zusammen mit Freunden auf Sri Lanka, als der Tsunami über sie hinwegrollte. Über seinen Urlaub hat der Exkanzler später einen Erlebnisaufsatz in der Bild geschrieben. Seine neue Freundin erwähnte er damals noch nicht.

Der Rechtsanwalt Stephan Holthoff-Pförtner war mit auf Sri Lanka und will schon damals gespürt haben, welche große Bedutung und welch starken, positiven Einfluss sie auf Kohl hat. „Sie war schon immer ein großer Fan Helmut Kohls. Sei geht sehr liebevoll mit ihm um“, sagte er jetzt der WamS.

Die 41-jährige Richter stammt aus dem Siegerland und hat während Kohls Amtszeit in der Wirtschaftsabteilung des Bundeskanzleramts gearbeitet. Seit 2002 ist sie Oberregierungsrätin im Wirtschaftsministerium. Nach ihrem Universitätsstudium arbeitete Richter am Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München. Von dort wechselte sie 1994 ins Bundeskanzleramt nach Bonn. Nach Kohls Wahlniederlage 1998 arbeitete sie unter anderem als Journalistin für die Wirtschaftswoche. Den Exkanzler unterstützte sie mit ihrer Wirtschaftskompetenz angeblich beim Schreiben seiner Memoiren, deren erster Band letztes Jahr erschienen ist.

„Eine lustige Schnelldenkerin mit Wortwitz“, nennt Kolumnist Martin Lambeck sie in der Bild am Sonntag und weiß auch gleich noch andere Details aufzudecken: Nach 1998 war sie Mitarbeiterin des Unions-Finanzexperten Friedrich Merz. Als dieser sich in der CDU-Spendenaffäre gegen Helmut Kohl stellte, habe Richter ihren Job gewechselt.

Maike Richter ist das Gegenstück zu Hannelore Kohl – die wurde zwar von Bekannten oft als selbstwusst und souverän geschildert, galt aber weithin als bieder und hausbacken. Hannelore Kohl beschränkte sich darauf, im Schatten ihres Mannes zu stehen und ihm den Rücken frei zu halten. Maike Richter wird diese Rolle vermutlich nicht übernehmen wollen.

PHILIPP DUDEK